Borĕas

[223] BorĕasBergwind«), der Nordwind der Griechen, entsprechend dem Aquilo der Römer, in der Mythologie Sohn des Asträos und der Eos, wohnte in Thrakien in einer Höhle des Hämos oder in Salmydessos am Pontos, wohin er die seiner Werbung versagte Tochter des athenischen Königs Erechtheus, Oreithyia, vom Festreigen am Ilissos entführte. Von ihr ist er Vater von Kalaïs (s.d.) und Zetes, den sogen. Boreaden, Kleopatra (s. Phineus) und Chione (s. Eumolpos). Auf diese Verwandtschaft bezieht sich das den Athenern beim Herannahen der Flotte des Xerxes gegebene Orakel, ihren Schwager anzurufen; als auf ihr Opfer und Gebet ein Nordwind einen Teil der feindlichen Flotte zerstörte, errichteten sie B. einen Altar am Ilissos. Am sogen. Turm der Winde in Athen ist B. als bärtiger Alter mit strengen Zügen und starkem Haarwuchs, langem, faltenreichem Mantel, eine Tritonsmuschel in der Rechten, abgebildet. Auf attischen Vasenbildern erscheint er stets beflügelt an den Schultern, bisweilen auch an den Füßen.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 223.
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