Chenille

[3] Chenille (franz., spr. sch'nīj' oder verdeutscht; schĕnillje, »Raupe«), schnurförmiges, behaarten Raupen ähnliches seidenes Fabrikat, zu dessen Darstellung man taftartige, 9–15 cm breite Bänder webt, in deren Kette durchgehends 4–6 einfache Seidenfäden mit 2–12 Leinenzwirnfäden wechseln, und deren Einschuß ganz aus mehrfädiger Seide besteht. Diese Bänder zerschneidet man (mitten zwischen den Zwirnfäden durch) mit einer Schere oder mit der Chenilleschneidemaschine in schmale Streifchen und zieht den Zwirn heraus, so daß die Schußfäden an beiden Seiten einen Bart bilden. Diese Streifchen erhalten eine schraubenartige Drehung, so daß die Querfädchen dichter zusammenrücken, sich nach allen Seiten hin gleichförmig verteilen und die Raupenähnlichkeit hervorbringen. Auf der Maschine von Stein wird die C. aus zwei Garnfäden und einem in dichten Schraubenwindungen dazwischengelegten Seidenfaden gebildet, wobei dann der letztere sofort durch ein feststehendes Messer durchschnitten und mittels Verzwirnung von Kern- und Bindefaden in eine Raupe verwandelt wird. Durch Querschwingungen des Messers entsteht hierbei die façonnierte C. Man benutzt C. zu Zierbesatz, Stickereien, künstlichen Blumen, Quasten etc., in der Weberei von Schals, Tüchern, Schärpen, Decken, Teppichen als Einschlag. Blonden und Spitzen mit Figuren aus C. kommen als Chenillespitzen, Chenilleborten in den Handel. Man fertigt auch C. mit baumwollener Kette und selbst ganz aus Baumwolle.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 3.
Lizenz:
Faksimiles:
3
Kategorien: