Colāni

[216] Colāni, Timothée, reform. Theolog, geb. 29. Jan. 1824 in Lemé (Aisne), gest. 2. Sept. 1888 in Grindelwald, Führer der liberalen Partei innerhalb der reformierten Kirche Frankreichs, seit 1851 einer der beliebtesten Prediger in Straßburg. Er gab von 1850–69 die »Revue de théologie« in Verbindung mit der Straßburger Fakultät heraus, wurde 1861 zum Professor der französischen Literatur am protestantischen Seminar, 1864 zum Professor der praktischen Theologie an der theologischen Fakultät ernannt. Der Widerstand, den die orthodoxe Partei beiden Ernennungen entgegensetzte, rief 1861 die Union protestante libérale ins Leben. Nachdem C. durch seine Predigten (deutsch von Richard, Dresd. 1858), sein Werk »Jésus-Christ et les croyances messianiques de son temps« (1864) und durch zahlreiche Beiträge zur »Revue des Deux Mondes« sich bekannt gemacht, legte er 1870 seine Stelle nieder und zog sich nach Frankreich ins Privatleben zurück. Seitdem war er, aus dem geistlichen Stand ausgetreten, als Führer der liberalen Partei auf der im Juni und Juli 1872 zu Paris tagenden Generalsynode der reformierten Kirche Frankreichs tätig. Nach seinem Tod erschienen »Essais de critique historique, philosophique et littéraire« (Par. 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 216.
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