David Joriszoon

[550] David Joriszoon, d. h. Georgssohn, Wiedertäufer und Sektenstifter, geb. 1501 oder 1502 in Gent oder Brügge, ließ sich nach längern Reisen zu Delft als Glasmaler nieder. Wegen Verspottung der Monstranz 1528 verbannt, hielt er sich zunächst zu den Wiedertäufern, sammelte aber seit 1536 einen eignen Kreis von Anhängern, indem er lehrte, daß er als der von den Propheten verheißene Emanuel gesandt sei, würdige Kinder für das Reich Gottes zu sammeln und vom Zwang des Gesetzes, insbes. vom Joch der Ehe und dem Vorurteil der Scham, zu befreien. Die Davidisten trieben ihr Wesen zwar im stillen, wurden aber seit 1538 von der holländischen Regierung grausam verfolgt. D. schrieb 1542 sein berüchtigtes »Wonderboek«, das ein ungeheures Aufsehen machte, ihn aber auch zwang, sich nach Basel zu begeben, wo er sich unter dem Namen Johann von Brügge aufhielt und äußerlich zur reformierten Kirche bekannte. Er starb unerkannt als angesehener Mann 25. Aug. 1556, aber nach drei Jahren ward sein Körper mit seinen Schriften verbrannt. Die Davidisten oder Joristen erhielten sich in Holland bis in das 17. Jahrh. Vgl. Nippold in der »Zeitschrift für historische Theologie«, 1863–64.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 550.
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