Deshoulières

[667] Deshoulières (spr. däsūljǟr'), Antoinette, geborne Du Ligier de la Garde, franz. Dichterin, geb. 1. Jan. 1638 in Paris, gest. daselbst 17. Febr. 1694, erhielt eine gelehrte (besonders sprachliche) Erziehung, beschäftigte sich später auch mit Philosophie und ward Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften. In den Unruhen der Fronde folgte sie ihrem Gatten, der sich dem Prinzen von Condé angeschlossen hatte, nach Holland, wurde dort wegen ihrer Schönheit und ihres Geistes viel gefeiert, dann aber für die Kühnheit, mit der sie den rückständigen Sold ihres Gatten forderte, 1657 im Schloß Vilvorde bei Brüssel gefangen gesetzt, woraus sie ihr Gemahl mit Gewalt befreite. Nach ihrer Rückkehr nach Frankreich schrieb sie unter dem Namen Amaryllis, unter dem Boileau sie in der zehnten Satire gegeißelt hat. Madame D. war im Geiste der Preziösen des Hôtel de Rambouillet erzogen. Ihre Dichtungen sind inhaltlich ungenießbar und nur in der Form gut; zu ihrer Zeit aber wurde sie bis in den Himmel erhoben; man nannte sie »die zehnte Muse«. Am besten gelungen sind ihre »Idylles«. Ihre »Œuvres« (1687,1695) erlebten viele Auflagen, besonders Paris 1747, 2 Bde., und 1799, 2 Bde. Eine Auswahl erschien 1882. In der Ausgabe von 1695 finden sich auch die Episteln, Madrigale etc. ihrer Tochter Antoinette Thérèse, geb. 1656, gest. 1718. Vgl. Péricaud, Les deux D. (Lyon 1853); Deltour, Les ennemis de Racine (6. Aufl., Par. 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 667.
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