Dibdin

[876] Dibdin, 1) Charles, engl. Dichter, Komponist und Schauspieler, geb. 1745 in Southampton, gest. 25. Juli 1814, errichtete noch jung ein kleines Theater, auf dem er zugleich der einzige Dichter, Tonsetzer und Schauspieler war, bis ihm später durch einen Aktienverein das Zirkustheater in London erbaut wurde, wo er ebenfalls nur selbstgedichtete und selbstkomponierte kleine Szenen zur Ausführung brachte. Während des Krieges mit Frankreich verfaßte er patriotische Lieder, die ihm einen Jahresgehalt von 200 Pfd. Sterl. eintrugen. D. schrieb an 50 dramatische Stücke (darunter als bekanntestes die Operette »The quaker«, 1777) und an 900 Lieder, unter denen die »Sea songs« (neueste Ausg. 1877) am populärsten sind. Text und Melodie stellten sich ihm zusammen ein; seine besten Lieder, z. B. »Sailor's journal«, kosteten ihn eine halbe Stunde. Außerdem erschienen von ihm mehrere Romane und eine »History of the English stage« (1793, 5 Bde.) von geringem Werk, endlich eine Autobiographie: »Professional life« (1803, 4 Bde.). – Auch sein Sohn Thomas D., geb. 1771, gest. 16. Sept. 1841, war Schauspieler und Verfasser zahlreicher Dramen und Gesänge. Er schrieb ferner: »The metrical history of England« (1813, 2 Bde.) und »Reminiscences« (1827, 2 Bde.). Vgl. E. R. Dibdin, The Dibdins (Lond. 1888).

2) Thomas Frognall, engl. Bibliograph, Neffe des vorigen, geb. 1776 in Kalkutta, gest. 18. Nov. 1847 in Kensington, widmete sich in Cambridge der Theologie und Bibliographie, ward ordiniert, von dem Grafen Spencer als Bibliothekar nach Althorp und später als königlicher Kaplan nach Kensington berufen. Seine geschätztesten Werke sind die »Introduction to the Greek and Latin classics« (Gloucester 1803; 4. Aufl., Lond. 1827, 2 Bde.), die über 112 alte Schriftsteller bibliographische Angaben enthält, und »The Bibliomania« (1809, 4. Aufl. 1875). Außerdem veröffentlichte er: »Typographical antiquities of Great Britain« (1810–19, 4 Bde.); »Bibliotheca Spenceriana« (1814–15, 4 Bde.), die durch die »Aedes Althorpianae« (1822, 2 Bde.), ein Verzeichnis der im Schloß Althorp befindlichen Kunstschätze, ergänzt wurde; »Bibliographical Decameron« (1817, 3 Bde.); »Bibliographical, antiquarian and picturesque tour in France and Germany« (1821, 3 Bde.; 3. Aufl. 1838) und »In the northern counties of England and Scotland« (1838, 2 Bde.), typographische Prachtwerke, und »Reminiscences of a literary life« (1836, 2 Bde.). Er ist der Gründer des Roxburghe Club (s.d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 876.
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