Dido

[882] Dido, ursprünglich die phönikische Astarte und Burggöttin von Karthago, wurde zur geschichtlichen Person umgestaltet und gab Namen und Züge ihres Mythus an Elissa ab, die Tochter des tyrischen Königs Mutton (oder des Belos oder des Agenor), die nach dem Tod ihres Vaters ihren Oheim Akerbas (bei Vergil Sichäus), einen Priester des Melkart, heiratete. Ihr Bruder, der König Pygmalion, ließ diesen aus Habsucht heimlich ermorden, worauf D. mit ihren Reichtümern und begleitet van vielen Tyrern entfloh, um einen neuen Wohnsitz zu suchen. Sie landete in Afrika, unweit der phönikischen Kolonie Ityke (Utica), und baute auf dem Boden, den sie von dem numidischen König Jarbas gekauft hatte, die Burg Bozra, welchen Namen die Griechen in Byrsa (»abgezogene Haut, Fell«) umgestalteten. Hieraus mag die Sage entstanden sein: D. habe von Jarbas nur so viel Land gekauft, als mit einer Stierhaut belegt werden könne, dann aber listig die Haut in schmale Streifen zerschnitten und damit einen großen Raum umgrenzt. Die neue Kolonie erweiterte sich bald so, daß D. zur Gründung einer Stadt schreiten konnte (angeblich 888 v. Chr.), die zuerst Tyrus (Zor), dann Karchedon oder KarthagoNeustadt«) genannt wurde. Als nach einiger Zeit Jarbas die Hand der D. forderte, gab sich diese, um der Ehe mit dem Barbaren zu entgehen, auf dem Scheiterhaufen den Tod. Vergil hat die Sage von D. mit großer poetischer Freiheit behandelt. Er läßt D. während des Aufbaues der neuen Stadt den nach Libyen verschlagenen Äneas aufnehmen, in heftiger Liebe zu ihm entbrennen, dann aber freiwillig auf dem Scheiterhaufen sterben, als der Geliebte nach Jupiters Befehl von ihr scheidet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 882.
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