Dorn [1]

[134] Dorn (Spina), starre, an der Spitze stechende Pflanzengebilde, die im Gegensatze zum Stachel nicht als Ausgliederung der Oberhaut oder unter ihr liegender Gewebe entstehen, sondern durch Umwandlung aus Zweigen, Blättern oder Wurzeln hervorgehen. Unter Stammdornen versteht man verholzende, sich zuspitzende Zweige, die entweder wie bei Gleditschia blattlos sind oder ihre Blätter wie bei Prunus spinosa später abwerfen. Blattdornen entstehen z. B. bei Citrus durch Umwandlung ganzer Blätter oder der Nebenblätter (Stipulardornen), wie bei Robinia, Acacia und Prosopis; auch Seitenwurzeln können, z. B. bei manchen Palmen (Iriartea, Acanthorrhiza) und bei Myrmecodia, verdornen. Dornen gewähren wie Stacheln besonders den Wüstenpflanzen gegen die Angriffe weidender Tiere Schutz. – Bei der Metallbearbeitung schlank zulaufende Stahlstäbe zum Aufweiten (Austreiben) von Löchern, zum Einstecken in hohle Gegenstände zwecks des Festhaltens während der Bearbeitung, z. B. auf der Drehbank, sowie zum Ausfüllen der Metallröhren beim Ziehen. Zum Festhalten hohler Gegenstände von verschiedenen Weiten wird der D. verstellbar eingerichtet (Expansionsdorn), gewöhnlich in der Weise, daß man einen massiven Metallkegel auf der Oberfläche mit sechs Längsnuten versieht und in jede Nute eine Schiene schiebt, deren äußere Kante parallel mit der Achse liegt. Durch Verschieben auf dem Kegel klemmen diese Schienen Übergeschobene Hohlkörper von verschiedenen Durchmessern fest.

Expansionsdorn.
Expansionsdorn.

Eine andre beliebte Anordnung zeigt untenstehende Figur. Auf der Spindel AA befindet sich ein Rohr B mit sechs beweglichen, gleichen Armen aa, die sich auf die halbkugeligen Scheiben C und D legen, wovon D ein Muttergewinde für die auf A A vorhandene Schraube besitzt. Wird nun die Spindel A A mittels eines Schraubenschlüssels so gedreht, daß D sich C nähert, so stellen sich die Arme a a durch den Andruck der beiden Scheiben immer mehr aufrecht und klemmen damit das Arbeitsstück zentrisch fest. Bei der Gewehrfabrikation heißt D. der eiserne Stab, über den die Gewehrläufe geschmiedet werden; an deutschen Schlössern der eiserne Zylinder, der in die Schlüsselröhre eingeht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 134.
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