Ebro

[345] Ebro (lat. Ibērus), Fluß in Spanien, der bedeutendste des span. Mittelmeergebietes (s. Karte »Spanien und Portugal«), entspringt aus Quellen, die unterirdisch vom Hijar gespeist werden, bei Fontibre auf der Terrasse von Reinosa im Kantabrischen Gebirge, durchfurcht, nach O. sich wendend, die nördlichen Hochebenen Altkastiliens, fließt erst nach S., dann nach O. und tritt, nachdem er die Engpässe von Horodada und Montes Claros in Stromschnellen durchbrochen, als stattlicher Fluß in das obere Ebrobecken ein. Nun fließt er stets in südöstlicher Richtung, schlängelt sich träge bis unterhalb Logroño hin und durchbricht in einem engen Tal mit neuen Stromschnellen[345] die Höhenkämme, die sein oberes Bassin von dem untern scheiden. Dieses, einst ein Binnenmeer, ist größtenteils eine dürre Steppe mit salzhaltigem Boden. Hier bildet der E. große Schlingen. Durch die Ausläufer der nordvalencianischen Terrasse gezwungen, nach O. zu fließen, biegt er bei Mequinenza nach S. um und durchbricht das iberische Küstengebirge in gewundenem Lauf mit Stromschnellen. Fortan schlängelt er sich in ruhigem Laufe durch die schöne Huerta von Tortosa und mündet bei Amposta, ein Delta bildend, das sich als dürre Sandebene mit Sümpfen ins Meer erstreckt und vom E. in zwei Armen durchschnitten wird; den versandeten Hauptarm ersetzt von Amposta an der nach San Carlos de la Rapita führende Kanal (Canal Nuevo). Die Länge des E. beträgt 750 km, das Stromgebiet 83,530 qkm (1517 QM.). Trotz dieser bedeutenden Länge ist der E. fast der schmälste und wasserärmste der fünf Hauptströme der Pyrenäischen Halbinsel; ein wirklich stromähnliches Ansehen erhält er erst unterhalb Tortosa, wo seine Breite an 700 m beträgt. Die Schiffahrt ist nur auf kurze Strecken möglich, weshalb im obern Tiefland links der Kanal von Taufte und rechts der Aragonische oder Kaiserkanal (s. d.) mit dem Strom parallel laufen. Die wichtigsten der meist wasserarmen Nebenflüsse des E. sind links: Aragon, Gallego, Segre; rechts: Jalon und Guadalope.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 345-346.
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