Finnischer Meerbusen

[582] Finnischer Meerbusen, der östlichste Busen der Ostsee (s. Karte »Livland etc.«), der im N. vom Großfürstentum Finnland, im S. von Esthland und vom Gouv. St. Petersburg begrenzt wird. Seine ganze Länge beträgt 370 km, seine Breite 50–110 km, seine Tiefe an manchen Stellen 95–110 m, an andern nur 8–20 m. Die östlichste Spitze des Finnischen Meerbusens heißt von Oranienbaum und Kronstadt an die Kronstädter Bucht, die viele seichte Stellen hat. Das Wasser des Finnischen Meerbusens gefriert seines geringen Salzgehalts wegen von St. Petersburg bis zu den Inseln Hochland, Lavensari etc.; doch ist das Eis nur in strengen Wintern haltbar. In ihn münden der Kymmeneelf, die Newa, die Luga, die Narowa etc. Das Meer ist am finnischen Ufer von Wiborg bis Björneborg mit Felsen besät, die eine zahllose Menge Inseln (Schären) von verschiedener Form und Größe bilden. Bis zum Vorgebirge Hangö erstrecken sich diese Inseln in einem schmalen Streifen längs des Ufers hin; aber an der Ecke von Finnland bilden sie einen weiten Archipel, der in den Ålandsinseln endigt. Zwischen diesen Inseln und dem schwedischen Festland, zwischen Eckerö und Grissleham, ist nur 75 km weit offenes Meer. An den Küsten des Golfs beobachtet man seit der Mitte des 18. Jahrh. eine negative Verschiebung des Meeresniveaus (um 0,5–0,6 m im Jahrhundert). In der Mit le des Meerbusens steigt die Insel Hochland als ein gigantischer Felsblock aus der Meerestiefe auf. Um sie her gruppiert liegen die Inseln Lavensari, Penisari, Seskär, Groß- und Kleintyttersari; die letzte der Inseln ist Kotlin mit Kronstadt. Die Fahrt auf dem Finnischen Meerbusen ist nicht bloß wegen der zahlreichen Felseninseln und Granitklippen, sondern auch wegen der vielen Untiefen und Versandungen beschwerlich und gefahrvoll, wozu noch im Frühling die gewaltigen Eismassen kommen, welche die finnischen Flüsse und besonders die Newa dem Finnischen Golf zuführen. Dennoch gehört der Finnische Meerbusen zu den am meisten befahrenen Armen der Ostsee. Petersburgs bedeutender Handel lockt allein jährlich Tau sende von Schiffen in diese Gewässer. Dazu kommen noch zahlreiche andre See- und Handelsstädte, wie Baltischport, Kunda in Esthland, Narwa an der Narowa, Wiborg, Fredrikshamn, Lowisa, Borgå, Helsingfors, Ekenäs und Hangö in Finnland. Fast alle diese Seestädte haben treffliche Häfen; die Kriegshäfen Reval, Kronstadt (der Haupthafen Petersburgs), Ruotsinsalmi (Rotschensalm) an der Mündung des Kymmeneelf und Sweaborg bei Helsingfors dienen selbst ganzen Geschwadern der russischen Kriegsflotte zur Station. Im Finnischen Meerbusen gibt es 22 Leuchtfeuer, wovon sich 12 an den Küsten und 10 mitten im Meer auf den Felseninseln befinden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 582.
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