Narwa

[428] Narwa, Stadt im russ. Gouv. St. Petersburg, Kreis Jamburg, links an der Narowa und der Eisenbahn St. Petersburg-Riga gelegen, besteht aus der eigentlichen, von Deutschen bewohnten Stadt und der auf dem rechten Flußufer liegenden Vorstadt Iwangorod (s. d. 2). N. hat 5 griechisch-orthodoxe, 4 lutherische und eine kath. Kirche, ein altes Schloß (jetzt Kaserne), ein Palais aus Peters d. Gr. Zeit, ein Rathaus (von 1683), ein Denkmal für Peter d. Gr. (Obelisk), ein Gymnasium, eine archäologische Gesellschaft, ein Theater, ein Zollamt, Fischerei, Seehandel und (1897) 16,577 Einw. In der Nähe liegen mehrere große Fabriken, darunter die sehr bedeutende Krähnholmer Baumwollspinnerei (eine der größten Rußlands), eine Flachsspinnerei, Tuchfabrik, mehrere Sägemühlen, eine Maschinenfabrik u.a. Der Wert der Einfuhr (meist Baumwolle) betrug 1902: 2,8 Mill. Rubel, der der Ausfuhr (meist Holz) 726,883 Rubel. Es liefen 231 Schiffe von 55,544 Ton. ein, darunter 63 mit 36,727 Ton. aus dem Ausland. N. ist Sitz eines deutschen Konsuls. – N. war bis 1864 eine starke Festung. Zuerst 1329 als Stadt erwähnt, gehörte N. mit Esthland zu Dänemark, seit 1346 dem Deutschen Orden, seit 1558 zu Rußland, 1579 wurde es von den Schweden unter Horn vergebens belagert und 1581 unter de la Gardie erobert. 1590 und 1658 hielt es Belagerungen durch die Russen aus. Am 30. Nov. 1700 erfocht hier Karl XII. einen großen Sieg über die Russen. 1704 von Peter d. Gr. erobert, wurde N. Ingermanland einverleibt; doch behielt es viele seiner alten Rechte und Privilegien. Vgl. Hansen, Geschichte der Stadt N. (Dorpat 1858); v. Hallart, Tagebuch über die Belagerung und Schlacht von N. 1700 (Reval 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 428.
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