Harār

[799] Harār (Harrar), Stadt in Abessinien, unter 9°23´ nördl. Br. u. 42°25´ östl. L., 370 km südwestlich von Zeila, liegt auf einer 1856 m hohen Granitkuppe, die im N. und SW. von Bächen begrenzt, im SW. von dem 2565 m hohen Hakimberg überragt wird, inmitten herrlicher Bananen- und Kaffeegärten. Es ist umgeben von einer 5 m hohen, mit vier geräumigen Forts und acht kleinen Türmen verstärkten Mauer, durch die fünf Tore zu einem Hauptplatz mit den Kasernen, Moscheen und dem Palast des Emirs und dem Marktplatz (Suq) im Zentrum führen. H. besteht aus 8000 Steinhäusern und 1500 Gallahütten und hat gegen 40,000 Einw. (zwei Drittel weibliche), darunter 6000 Galla, 5000 Somal, 3000 Abessinier, die Arabisch sprechen, welches das einheimische Harari (s. d.), ein echt semitisches, mit dem Tigré und Amhara sowie mit dem Geéz verwandtes Idiom, vollkommen verdrängt hat. Kaffee, Häute und Felle, Vieh, Wars (eine Farbpflanze) werden in bedeutenden Mengen zu Markt gebracht; ferner vermittelt die Stadt den wichtigen Handelsverkehr nach Abessinien. Die Einfuhr betrug 1899/1900: 16 Mill. Fr., die Ausfuhr 11,5 Mill. Fr. H. soll durch eine 80 km lange Zweiglinie an die im Bau begriffene Eisenbahn Dschibuti-Addis Abeba angeschlossen werden. – Früher war H. die Hauptstadt eines kleinen Galla-Staates von Schiiten, die auf einer ziemlich hohen Kulturstufe standen; um 1500 war H. durch den Mohammedaner Imam Ahmed aus Adal erobert worden, und ein Menschenalter später erschütterte der große Galla Mohammed Abu Granj (1527–43) selbst Abessinien ernstlich. Die Ägypter eroberten H. 1875, begnügten sich aber mit der Einsetzung des ältesten Sohnes des letzten Emirs, Abdullahi. Dieser ließ 1886 eine italienische Handelsexpedition unter dem Grafen Porro bei Artu im Lande der Ejssa-Somal niedermachen. Während England seit 1884 von Aden aus wichtige Plätze an der Somalküste besetzte, verzichtete es auf H. 4. Juni 1897 zugunsten Abessiniens. In demselben Jahre begann, von Frankreich inszeniert, der schwierige Bahnbau Dschibuti-H. Vgl. Burton, First footsteps in East Africa, exploration of H. (Lond. 1856; neue Ausg. 1894, 2 Bde.); Paulitschke, Harar. Forschungsreise nach den Somal- und Gallaländern (Leipz. 1888).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 799.
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