Harnsäure Diathēse

[824] Harnsäure Diathēse, eine krankhafte Störung des Harnsäurestoffwechsels im Organismus, und zwar teils der Harnsäurebildung, teils der Harnsäureausscheidung. Bei der Entstehung der harnsauren Diathese scheint eine erbliche Anlage eine große Rolle zu spielen, außerdem entsteht sie wohl als Folge gewohnheitsmäßiger Aufnahme sehr stickstoffreicher Nahrung. Wird hierbei die gebildete Harnsäure nicht genügend ausgeschieden, sondern im Blut zurückgehalten, so entstehen an Orten geringerer Zirkulationsintensität Harnsäureablagerungen, die typischen Begleiterscheinungen der Gicht (s. d.), die man als eine Erscheinungsform der sogen. harnsauren Diathese bezeichnen kann. In andern Fällen äußert sich die h. D. in einer Neigung zu Harnsäureabscheidungen in den Harnwegen als Nieren- und Blasensteine. Die Bildung der Harnsäure im Organismus wie auch ihre Lösungsverhältnisse in den Gewebssäften sind zurzeit noch so wenig bekannt, daß ein genaues Verständnis der Erscheinungen, die man unter dem Namen h. D. zusammenfaßt, kaum möglich ist. Zur Bekämpfung der harnsauren Diathese dient ein geeignetes diätetisches Verhalten und der Gebrauch von Alkalien, besonders in Form von Mineralquellen: Wildungen, Vichy, Fachingen, Salzbrunner Kronenquelle, Karlsbad etc. Vgl. Levison, Die Harnsäurediathese (Berl. 1893) und die Literatur beim Artikel »Gicht«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 824.
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