Vichy

[135] Vichy (spr. wischi), Stadt und berühmter Badeort im franz. Depart. Allier, Arrond. Lapalisse, 260–270 m ü. M., am rechten Ufer des Allier, über den eine (1866 erbaute) Brücke führt, an der Lyoner Bahn, besteht aus der Altstadt im SO. und der eleganten Neustadt im N., hat 3 kath. Kirchen (darunter eine 1862–66 im romanischen Stil erbaute), eine prot. Kirche, einen alten Uhrturm, 3 große staatliche, gegenwärtig verpachtete Badeetablissements, ein schönes Kasino (1860–65 im Renaissancestil erbaut), ein Theater, zahlreiche Hotels und Villen, einen großen Park, eine schöne Promenade am Allierufer (Nouveau Parc), ein Zivil- und ein Militärhospital, eine Filiale der Bank von Frankreich, Eisengießerei, Fabrikation von Schlosserwaren, Kesseln, Messern, hydraulischen Pressen, künstlichen Blumen, Konserven etc. und (1906) 14,731 (als Gemeinde 15,315) Einw. Die Heilquellen von V., alkalische, stark kohlensäurehaltige, teilweise auch eisenhaltige Thermen von 12–45°, waren schon bei den Römern unter dem Namen Aquae Calidae bekannt, erlangten aber ihren europäischen Ruf erst in neuerer Zeit, insbes. seit Napoleon III. Man zählt 12 Quellen (darunter 7 Hauptquellen), die in 24 Stunden 623,000 Lit. Wasser geben und als Getränk wie in Form von Bädern und Duschen besonders gegen chronischen Katarrh des Magens, der Gallenwege und der Blase, gegen Nierensteine, Zuckerharnruhr und Gicht angewendet werden. V. wird jährlich von mehr als 50,000 Fremden besucht. Auch werden große Mengen des Mineralwassers (jährlich 20 Mill. Flaschen), dann Pastillen, Salz und Gerstenzucker versendet. Nordöstlich von V., mit demselben durch eine Allee (mit Straßenbahn) verbunden, liegt die Stadt Cusset (s. d.). Vgl. Lambert und Reymond, V., étude clinique (3. Aufl., Par. 1907); Mallat und Cornillon, Histoire des eaux minérales de V. (das. 1906–07,2 Hefte).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 135.
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