Heinrich von Freiberg

[109] Heinrich von Freiberg (Vriberg), mittelhochd. Dichter, lebte um 1300 und war wahrscheinlich aus Freiberg im Meißenschen gebürtig, hielt sich aber in Böhmen auf. Sein Hauptwerk ist die Fortsetzung des von Gottfried von Straßburg unvollendet hinterlassenen »Tristan«; auch er dichtete dabei nach französischem Vorbild, aber nach einer andern Quelle als Gottfried, während seine gewandte und zierliche Darstellungsweise an Gottfrieds Kunst geschult ist. Der Tristan ist herausgegeben inv. d. Hagens Ausgabe von Gottfrieds Werken (Berl. 1823) sowie selbständig von R. Bechstein (Leipz. 1877). Weniger bedeutend sind Heinrichs Gedichte vom »Heiligen Kreuz« (in Pfeiffers »Altdeutschem Übungsbuch«, Wien 1866; hrsg. von Fietz, Cilli 1881) und die »Ritterfahrt Johanns von Michelsberg« (abgedruckt inv. d. Hagens »Germania«, Bd. 2, Berl. 1837; hrsg. von Kraus, Prag 1888). Nicht ohne Grund ist ihm auch der namenlos überlieferte, hübsch erzählte Schwank vom Schrätel (Kobold) und dem Wasserbären (inv. d. Hagens »Gesamtabenteuer«, Bd. 3) beigelegt worden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 109.
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