Heliodōros

[140] Heliodōros, 1) Schatzmeister des syrischen Königs Seleukos IV. Philopator, ward 176 v. Chr. von diesem nach Jerusalem gesandt, um die Tempelschätze zu rauben, aber, als er trotz der Gegenvorstellungen des Hohenpriesters Onia den Tempel betrat, der Sage nach von einer wunderbaren Erscheinung zu Boden geschlagen. 175 vergiftete er seinen Herrn und usurpierte den syrischen Thron, wurde aber durch Antiochos IV. Epiphanes gestürzt.

2) Griech. Grammatiker des 1. Jahrh. n. Chr., Vorgänger des Hephästion (s. d. 2) in der Metrik; von ihm rührt der Stamm der metrischen Scholien zu Aristophanes her (vgl. Thiemann, Heliodori colometria Aristophanea, Halle 1869; s. Kolometrie). Vgl. Hense, Heliodorische Untersuchungen (Leipz. 1870).

3) H. aus Emesa in Syrien, um 400 n. Chr., ist Verfasser eines griechischen Romans: »Aethiopica«, in zehn Büchern, von den wunderbaren Schicksalen der äthiopischen Königstochter Chariklea und des Thessaliers Theagenes, der zu den besten Leistungen auf diesem Gebiet der griechischen Literatur gehört. Ausgaben von J. Bekker (Leipz. 1855), Hirschig (in »Scriptores erotici«, Par. 1856); Übersetzungen von Jacobs (Stuttg. 1837) und Fischer (das. 1869). Vgl. Öftering, H. und seine Bedeutung für die Literatur (Berl. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 140.
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