Leich

[359] Leich (got. laiks, »Spiel, Tanz«), Name einer aus altgermanischer Zeit stammenden Dichtungsgattung, die ursprünglich vom Chor gesungen und mit Bewegungen begleitet wurde. In Deutschland wurde ihre Weiterbildung durch die kirchliche Sequenz (s. d.) beeinflußt. Schon Notker Labeo (gest. 1022) unterschied lîed und léicha. Gegenüber dem eine Strophenart festhaltenden Lied zeigte der L. verschiedene strophische Formen gemischt. Er wurde in mittelhochdeutscher Zeit zu sehr kunstvollen und umfänglichen Bildungen ausgestaltet. Die Leichstrophe ist in der Regel zweiteilig, während die Liedstrophe meist dreigliederig ist. Dem Inhalt nach gehörten die mittelhochdeutschen Leiche teils der geistlichen, teils der Minnepoesie an. Die Minneleiche waren vielfach zur Begleitung des Tanzes bestimmt und wurden auch Tänze und Reien genannt. Doch kamen sie seit dem 14. Jahrh. außer Gebrauch, während die geistliche Gattung als deutsche Sequenz (sogar bei den Protestanten) noch bis ins 16. Jahrh. fortlebte. Vgl. Lachmann, Über die Leiche der deutschen Dichter des 12. und 13. Jahrhunderts (»Rheinisches Museum«, 1829); Wolf, über die Lais, Sequenzen und Leiche (Heidelb. 1841).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 359.
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