Magen- und Verdauungssteine

[73] Magen- und Verdauungssteine sind bei Vögeln ein verbreitetes Hilfsmittel für die Zerreibung des Futters im Magen; man kann das Zermalmungsgeräusch der knirschenden Steinchen, z. B. bei den Hähnen, gut hören, wenn man das Ohr auf ihren Rücken legt; es entsteht, wenn der Magen sich zusammenzieht, und erlischt, wenn er sich erweitert. Nur die Laufvögel können größere Mahlsteine aufnehmen, welche die Flugvögel zu sehr beschweren würden, gefangene Strauße fügen zu den Steinen auch eiserne Nägel, Messerklingen u. dgl., um die Arbeit der Magenmuskeln zu verstärken. Die Gewohnheit, große Steine zu verschlucken, wobei die im Magensaft löslichen Kalksteine sorgsam vermieden werden, besaßen schon die Laufvögel der Vorzeit, und in den Knochenlagern der neuseeländischen Riesenvögel (Moas) findet man ziemlich häufig auch ihre gerundeten Magensteine (Moasteine) von einem Gewicht bis zu 60 g, zuweilen ganze Haufen auf einer Stelle. Auch manche Reptilien verschlucken Steine, und von den Krokodilen erzählen die Eingebornen Ostafrikas, daß man nach der Anzahl ihrer Verdauungssteine ihr Alter bestimmen könne, da sie jedes Jahr einen neuen zu den frühern verschluckten. Auch bei den großen fossilen Meerdrachen hat man sie angetroffen, so bei einer Polycotylus-Art der Kreide von Kansas. Bei der großen, dem Plesiosaurus nahestehenden Art derselben Formation fand man 125 gerundete Kiesel in der Magengegend, die als Magensteine erkannt wurden.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 73.
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