Marcellus [1]

[267] Marcellus, röm. plebejische Familie des Claudischen Geschlechts. Deren namhafteste Glieder sind:

1) Marcus Claudius M., begann seine kriegerische Laufbahn in Sizilien, führte während seines ersten Konsulats (222 v. Chr.) in Gemeinschaft mit einem Kollegen Cn. Cornelius Scipio einen glücklichen Krieg gegen die Insubrer in Oberitalien, tötete in einer der Schlachten mit eigner Hand den feindlichen Anführer und gewann dadurch die Auszeichnung der spolia opima. Nach der Schlacht bei Cannä brachte er als Prätor durch einen Ausfall aus Nola dem Hannibal zuerst einen Verlust bei, was wesentlich dazu beitrug, den gesunkenen Mut der Römer wieder zu heben, und hat seitdem bis zu seinem Tod an dem Kriege gegen Hannibal fast ununterbrochen als Anführer teilgenommen, unermüdlich tätig, kühn und vorsichtig zugleich, und wenn auch nicht in großen Schlachten erfolgreich, so doch viele kleinere Erfolge den Puniern abgewinnend, so daß er im Gegensatz zu Fabius, dem »Schild Roms«, das »Schwert Roms« genannt wurde. In seinem dritten Konsulat, 214, eroberte er das abgefallene Syrakus nach einer langen, durch die Mitwirkung des Archimedes berühmten Verteidigung 212. Von 210 an kämpfte er wiederholt mit Hannibal in teils unentschiedenen, teils glücklichen Treffen, bis er 208 in seinem fünften Konsulat, mehr als 60 Jahre alt, bei Venusia in einen Hinterhalt gelockt und erschlagen wurde. M. hat sich auch als Freund der griechischen Literatur und Kunst ausgezeichnet und Rom mit zahlreichen Kunstwerken aus Syrakus geschmückt. Eine von Plutarch verfaßte Biographie ist erhalten.

2) Marcus Claudius M., Konsul 51 v. Chr., Gegner Cäsars, floh nach der Schlacht bei Pharsalus nach Mytilene. Er wurde 46 von Cäsar begnadigt (bei welcher Gelegenheit Cicero im Senat die Rede »pro Marcello« hielt), aber auf der Rückkehr zu Athen im Mai 45 meuchlerisch ermordet.

3) Gajus Claudius M., Konsul 50 v. Chr., Vetter des vorigen, übertrug als Gegner Cäsars dem Pompejus den Schutz des Staates, nahm aber an dem Bürgerkrieg selbst keinen Teil und lebte nach demselben, von Cäsar und dann von Oktavian geehrt, in Rom bis 40. Er war mit der jüngern Octavia, der Schwester Oktavians, vermählt.

4) Marcus Claudius M., der von Vergil und Horaz gefeierte und betrauerte Sohn des vorigen, geb. um 43 v. Chr., wurde von seinem Oheim Augustus 25 mit dessen Tochter Julia vermählt, starb aber schon 23 in Bajä. Augustus ließ ihn auf dem Marsfeld begraben, hielt ihm selbst die Leichenrede und weihte seinem Andenken das Theatrum Marcelli.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 267.
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