Maskieren

[397] Maskieren (franz.), mit einer Maske versehen, verkleiden; im Gefecht: eine Batterie oder Truppenaufstellung durch eine Maske (s. d., am Schluß) decken. Auch die Behinderung der Feuerabgabe von Batterien etc. durch das Vorschieben eigner Truppen nennt man M. In der Kochkunst: angerichtete Speisen mit Sauce überziehen. – In der Biologie versteht man unter M. das Anlegen von Verkleidungen seitens vieler Tiere, die dadurch ihren Feinden oder Beutetieren schwer erkennbar werden. So besetzen zahlreiche Arten der Krabben und Meerspinnen (aus den Gattungen Maja, Pisa, Inachus, Stenorhynchus u. a.) ihren Rücken und einen Teil der Beine mit abgekniffenen Zweigen von Algen, Polypen und Moostierchen, die sie mit ihren Scheren zwischen den mit Widerhaken versehenen Stachelhaaren ihres Rückens einpflanzen, so daß sie wie ein Gestrüpp ihrer Umgebung aussehen. Die Wollkrabbe (Dromia vulgaris) versteckt sich unter roten, gelben oder weißen Schwämmen, die sie mit vieren von ihren Füßen, von denen ein Paar nach oben gerückt sind, festhält; andre Krabbenarten, wie Dorippe, gehen sogar mit über sich wie einen Sonnenschirm gehaltenen Blättern am Strande spazieren. Auch niedere Krebse, wie die zu den Amphipoden zählenden Atylus-Arten, bedecken sich mit Algenstücken; viele Insektenlarven verkleiden ihren Rücken mit Kot, Staub oder abgelegten Häuten, oder[397] fertigen, wie die Larven der Köcherjungfern (Phryganiden), aus Steinchen, Blattstücken oder kleinen Muschel- und Schneckenschalen ein Gehäuse, das sie mittels zweier endständiger Füße festhalten. Nur zum Teil kann hierher die Gewohnheit der Einsiedlerkrebse, die von ihnen bewohnten Schneckengehäuse mit Seerosen zu bepflanzen, gerechnet werden, die eher zur Symbiose (s. d.) gehört, doch hat man auch Taschenkrebse (Melia-Arten) beobachtet, die auf ihren Scheren Aktinien trugen. Eine besondere Art der Maskierung besteht darin, daß Tiere der verschiedensten Klassen durch bestimmte Bewegungen: Aufrichten der Haare bei Säugetieren, Sträuben des Gefieders und Spreizen der Flügel bei Vögeln, Aufrichten, bez. Aufblähen beweglicher Hautanhänge bei manchen Eidechsen (Leguane, Chamäleons), Ausstrecken von Fleischzapfen bei manchen Raupen, ihren Körperumfang vergrößern. Diese Bewegungen, die im Augenblick starker Erregung (beim Angriff, bei der Verteidigung) erfolgen, sind zweifellos gleich den ähnlichen durch geschlechtliche Erregung hervorgerufenen Bewegungen reflektorischer Natur. Indem sie das Tier größer und wehrhafter erscheinen lassen, können sie abschreckend auf den Angreifer wirken (Drohstellung).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 397-398.
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