Masowĭen

[398] Masowĭen (Massovien, Masovia), ehemals polnische Landschaft, mit der Hauptstadt Warschau, jetzt zum Teil mit dem vormaligen Gouv. Kalisch das russisch-polnische Gouv. Warschau bildend, fast ganz auf dem rechten Weichselufer gelegen. Nach dem Tode Boleslaws III. (1138) erhielt dessen zweiter Sohn, Boleslaw, M. und Kujavien als Herzogtum; ihm folgte 1173 sein Sohn Lesko, der 1183 kinderlos starb, worauf M. an die Krone Polen zurückfiel. König Kasimir II. vermachte vor seinem Tode (1194) M. seinem zweiten Sohn, Konrad, der bekanntlich, um sein Land vor den Verwüstungen durch die heidnischen Preußen zu schützen, den Deutschen Orden nach Preußen rief (vgl. Ketrzynski, Der Deutsche Orden und Konrad von Masowien; deutsche Ausg., Lemb. 1904). Nach dem Tode seiner beiden Söhne Kasimir und Boleslaw (1262 und 1267) teilten deren Söhne und Enkel das Land, bis es 1333 wieder unter Boleslaw II. vereinigt wurde. Nach dessen Tod (1351) wurde sein Vetter Ziemowit III. mit M. belehnt, mußte aber Kujavien an die Krone Polen abtreten. Nachdem 1526 in M. die piastische Linie mit Janusz und Siegmund ausgestorben war, ward das Land von dem polnischen König Siegmund I. wieder mit Polen vereinigt, dessen Schicksale es von nun an teilte.[398] 1795, bei der dritten Teilung Polens, fiel M. an Preußen, von dem es 1807 an das Herzogtum Warschau abgetreten wurde; mit diesem fiel es 1814 an Rußland. Die Einwohner heißen Masuren (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 398-399.
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