Masūren

[421] Masūren, die Bewohner der alten Landschaft Masowien (s. d.), poln. Volksstamm in den russischen Gouvernements Plozk, Warschau und Teilen andrer angrenzender Gouvernements, im Norden in der polnischen Landbevölkerung des südlichen Ostpreußen bis an die Linie Dubeningken-Angerburg, Allenstein-Liebemühl in das Deutsche Reich hineinreichend. Auf preußischem Boden, wo sie der lutherischen Kirche angehören, bewohnen sie ein Gebiet (speziell M. oder Masurenland genannt; s. den folgenden Artikel) von über 11,500 qkm (210 QM.), ihre Zahl beträgt jetzt etwa 1/4 Mill. Seelen; zahlreicher sind sie in Polen, wo sie der katholischen Konfession angehören. Die M. sind ein biederes, von Landwirtschaft und Viehzucht lebendes Völkchen, bei dem noch patriarchalische Familienzustände herrschen. Sie gelten für gesellig, gutmütig und weich und kleiden sich zum Teil noch in selbstgewebtes graues Wollzeug (Wand); ihre einfachen Häuser sind aus Holz erbaut und mit Stroh gedeckt. Die Städte im preußischen Anteil (Lyck, Johannisburg, Ortelsburg, Neidenburg, Soldau etc.) sind alle deutsch und der Ausgangspunkt einer fortschreitenden Germanisierung, die durch die Schulen unterstützt wird. Die protestantischen M., unter denen die Vereinigung der Gromadki (»Häuflein«), die geben dem Gottesdienst noch besondere Andachtsstunden abhalten, zu erwähnen ist, stehen dem Deutschen, dessen Sprache sie alle kennen, freundlich gegenüber, im Gegensatz zu ihren katholischen Stammesgenossen. Von den M. hat der polnische Tanz Masurka (Mazur, Mazurek) seinen Namen. Vgl. Kozlowski, Lieder und Gebräuche der M. (poln., Warsch. 1869); Zweck, Die Bewohner Masurens (Stuttg. 1900; Sonderausgabe aus dem unten angeführten Werk); Tetzner, Die Slawen in Deutschland (Braunschw. 1902). – M. heißen auch die polnischen Bewohner des westgalizischen Flachlandes, östlich bis zum San.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 421.
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