Octavĭa

[896] Octavĭa, 1) die Gemahlin des Triumvirn Marcus Antonius und Schwester des Kaisers Augustus, wurde zuerst an Gajus Marcellus verheiratet, dem sie den hoffnungsvollen, von Augustus zu seinem Schwiegersohn gemachten C. Marcellus gebar, und nach dessen Tod, als Unterpfand der durch den brundisinischen Vertrag gestifteten Versöhnung 40 v. Chr., an M. Antonius. Es gelang ihr eine Zeitlang, Antonius durch ihre vortrefflichen Eigenschaften an sich zu fesseln und die öfters drohenden Zwistigkeiten zwischen Gemahl und Bruder durch ihre Vermittelung auszugleichen. Selbst als Antonius sich wieder durch die Reize der Kleopatra gefangen nehmen ließ (36), ertrug sie die Zurücksetzung mit bewunderungswürdiger Geduld und Güte und lebte nach seinem Tode hauptsächlich der Erziehung nicht nur ihrer Kinder, sondern auch der des Antonius von Fulvia und Kleopatra. Sie starb 11 v. Chr., als das Muster einer reinen und edeln, geistig hochbegabten Frau allgemein verehrt.

2) Gemahlin des Kaisers Nero, Tochter des Kaisers Claudius und der Messalina, wurde von ihrem Gemahl auf Betrieb der Poppäa Sabina 62 n. Chr. verstoßen und nach Kampanien verwiesen, dann auf die Insel Pandataria verbannt und dort im 20. Jahr ihres Lebens ermordet. Sie ist die Heldin einer kurze Zeit nach ihrem Tode verfaßten Tragödie unter denen des Seneca.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 896.
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