Photogalvanographie

[823] Photogalvanographie (griech.), von Pretsch in Wien um 1854 erfundenes Verfahren zur Erzeugung von druckbaren Platten nach Photographien. Mit einer Mischung von Gelatine, doppeltchromsaurem Kali und Jodsilber wird eine Glasplatte (oder eine Kupferplatte) überzogen, getrocknet und, je nachdem eine Kupferdruck- (Photogalvanographie) oder Buchdruckplatte (Photogalvanotypie) gewünscht wird, unter einem photographischen Negativ oder einem Positiv belichtet. Die Glasplatte wird hierauf in erwärmten Bädern und verdünnter Boraxlösung bis zur Entwickelung eines Reliefs gewaschen, das in Alkohol gehärtet und mit Kopallack überzogen wird, worauf man das Bild im Warmen trocknet. Von dem jetzt unveränderlichen Relief wird nach erfolgter Graphitierung eine galvanoplastische Kopie in Kupfer hergestellt. Dallas in London übte später die P. aus unter dem Namen Dallastypie; Leipold in Lissabon und Husnik in Prag erzeugten damit vorzügliche Reproduktionen von photographischen Ausnahmen. Ein außerordentlich seines, wurmförmiges Korn verleiht den Bildern der P. in den lichtern Tönen große Weichheit, in den dunkeln fast die Wärme des Kupferstiches. Goupil in Paris (Boussod, Valadon u. Co.) erzielte besonders weiche und warme Drucke. Das Verfahren wurde für Halbtonbilder hauptsächlich durch die Kličsche Heliogravüre verdrängt; für Reproduktionen in Strichmanier (Kartographie, Banknotendruck) steht das Pretschsche Verfahren in den Grundzügen noch in Anwendung, jedoch wird das photographische Leimrelief mittels Pigmentdrucks hergestellt. Neuerdings versteht man unter P. auch die Heliographie und Photogravüre. Vgl. Husnik, Die Heliographie (2. Aufl., Wien 1888); Volkmer, Die P. (Halle 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 823.
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