Ralli

[583] Ralli (Rhallis), Demetrios, griech. Staatsmann, geb. 1844, studierte die Rechte in Paris, ließ sich in Athen als Rechtsanwalt nieder und wurde in der Kammer bald einer der einflußreichsten Parteiführer. Schon unter Trikupis war er Minister der Justiz und 1893 unter Sotiropulos Minister des Innern. Während des Ministeriums Delyannis drängte R. als Führer der Opposition zu einer kriegerischen Haltung in der kretischen Frage; als diese zur türkischen Kriegserklärung führte und Delyannis wegen der Schlappen des Heeres bei Larissa zurücktrat, wurde R. 29. April 1897 Ministerpräsident und erlangte nach der gänzlichen Niederlage der Griechen die Hilfe der Mächte für Vermittelung eines Friedens mit der Türkei. Aber 30. Sept. verweigerte ihm die Kammer ein Vertrauensvotum, worauf R. seine Entlassung nahm. Vom 18. Febr. bis 29. Juni 1903 war er Kammerpräsident, bildete 11. Juli ein neues Kabinett delyannistischer Richtung, worin er selbst außer dem Vorsitz das Äußere und die Finanzen übernahm, dankte jedoch schon 16. Dez. wieder ab. Nach der Ermordung Delyannis' wurde das Parteiprogramm geändert, und R. übernahm 25. Juni 1905 aufs neue das Präsidium, die Finanzen und das Äußere. Unter ihm kam es zum Abbruche der Beziehungen zu Rumänien (im September). Da ihn im Dezember die Kammermehrheit im Stiche ließ, reichte er abermals seine Entlassung ein und leitete von nun an wieder die Opposition gegen Theotokis. R. gilt als türkenfreundlich. Der Sohn von R. hat die Tochter des einflußreichen Delyannisten K. P. Mauromichalis zur Frau.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 583.
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