Rambouillet, Hôtel de

[585] Rambouillet, Hôtel de (spr. rangbujä), Name eines Pariser literarischen Kreises, der, nach seinem Versammlungsort, dem Palast der Marquise de Rambouillet, einer Tochter des Marquis Pisani (in der Rue St.-Thomas du Louvre), benannt, 1617–45 in Frankreich tonangebend war (vgl. Französische Literatur, S. 9). So unzweifelhafte Verdienste sich dieser Kreis um die Verfeinerung der gesellschaftlichen Sitten wie der französischen Sprache erworben hat, so verfiel er doch bald durch übertriebene, süßliche Geziertheit der Lächerlichkeit. Die Benennung »Précieuses«, welche die weiblichen Mitglieder der Gesellschaft sich selbst als Ehrentitel beigelegt hatten, um sich damit als »seine, geistreiche Damen« zu bezeichnen, wurde zum Spottnamen, vollends als Molière in seinen »Précieuses ridicules« (1659) und seinen »Femmes savantes« (1672) dem Zirkel des R. tödliche Streiche versetzte. Vgl. Somaize, Grand dictionnaire des Precieuses (Par. 1661, neue Ausg. von Livet 1856); Röderer, Histoire de la société polieen France (das. 1834); Livet, Précieux et Précieuses (3. Aufl., das. 1896); Brunetière, Nouvelles études critiques (das. 1882 u. ö.); L. Vincent, Hotel R. and the Précieuses (Boston, Mass., 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 585.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: