Raniēri

[596] Raniēri, Antonio, ital. Schriftsteller, geb. 8. Sept. 1809 in Neapel, gest. daselbst 9. Jan. 1888, studierte die Rechte und bereiste Frankreich, England und Deutschland, wo er in Göttingen und Berlin historisch-philosophische Vorlesungen besuchte. In Florenz (1830) befreundete er sich innig mit dem kranken Leopardi, den er 1833 nach Neapel führte und bis zu dessen Tod aufopfernd pflegte. Er besorgte eine Gesamtausgabe von Leopardis Schriften mit Biographie und verfaßte die vielumstrittene Schrift »Sette anni di sodalizio con Leopardi« (Neap. 1880). 1839 gab er den Roman »Ginevra, o l'orfana della Nunziata« heraus, ein Werk von zu grellem Kolorit, aber in klassischer Sprache, das die schändlichen Zustände des »Ospizio della Nunziata« in Neapel enthüllte. Das Buch brachte ihm 45tägige Haft ein und konnte nur verstümmelt neu erscheinen. Die Arbeit: »I primi cinque secoli della storia d'Italia da Teodosio a Carlomagno« (Brüssel 1841) brachte den Klerus von neuem gegen ihn auf. Es folgten einige »Discorsi«, worin er philosophische Fragen erörterte, und »11 frate Rocco« (1842), eine Art moralphilosophischen Romans. Zuletzt war er Professor der Philosophie der Geschichte an der Universität seiner Vaterstadt. Seine Schriften erschienen gesammelt in 3 Bänden (Mail. 1862–64), seine »Scritti varii« 1879.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 596.
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