Raynouard

[644] Raynouard (spr. ränuār), François, franz. Schriftsteller und romanischer Philolog, geb. 18. Sept. 1761 zu Brignolles in der Provence, gest. 27. Okt. 1836 in Passy, studierte die Rechte und ward Advokat. 1791 in den Gesetzgebenden Körper gewählt, gehörte er zu den Gemäßigten, ward deshalb in der Schreckenszeit verhaftet und entging der Guillotine nur durch die Ereignisse vom 9. Thermidor. 1806 und zum zweitenmal 1811 ward er vom Depart. Var in den Gesetzgebenden Körper gewählt; 1813 entwarf er die Adresse, welche die Schließung des Gesetzgebenden Körpers veranlaßte. Seit 1807 Mitglied der Akademie, ward er 1816 auch Mitglied der Akademie der Inschriften und schönen Künste, 1817 ständiger Sekretär der erstern. Durch die Werke »Choix de poésies originales des troubadours« (1816–21, 6 Bde.) und »Lexique roman, ou Dictionnaire de la langue des troubadours« (1836–44, 6 Bde.) brach er einer tiefern Kenntnis der provenzalischen Sprache und Literatur und der demnächst durch Fr. Diez völlig begründeten romanischen Philologie die Bahn. Auch historische Werke und Dramen sind von ihm vorhanden; von diesen ist das bekannteste »Les Templiers«, 1805 (deutsch von Stöber, Straßb. 1805).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 644.
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