Régnier

[716] Régnier (spr. renjē), Henri de, franz. Dichter, geb. 28. Dez. 1864 in Honfleur, siedelte 1871 mit seinen Eltern nach Paris über, wo er Rechtsstudien machte. Er ist einer der ersten Vertreter der jüngern Dichterschule, die im Gegensatz zu den auf strenge Beobachtung der Formen haltenden »Parnassiens« eine Erneuerung der Poesie in freien Versformen ohne Reim oder nur mit Assonanz suchen, hat sich jedoch in seinen letzten Werken wieder mehr dem Hergebrachten genähert. Er ließ 1887 die Gedichtsammlung »Sites« erscheinen, denen er folgen ließ: »Episodes« (1888), »Poèmes anciens et romanesques« (1892), »Tel qu'en songe« (1892), »Contes à soi-même« (1894), »Aréthuse« (1895), »Jeux rustiques et divins« (1897). Der klassische Versbau macht sich wieder mehr geltend in »Les médailles d'argile« (1900), »La cité des eaux« (1902) und »La sandale ailée« (1906). In der Prosa huldigt R. dem Grundsatz »zu erzählen, um zu erzählen«, aber in der gewähltesten Form. Nach der Novelle »La canne de jaspe« (1897) folgte der humoristische historische Roman »La double maîtresse« (1900), die Novellen »Les amants singuliers« (1901), der satirische Roman »Le bon plaisir« (1902), endlich die modernen Sittenromane »Les vacances d'un jeune homme sage« (1903) und »Le passé vivant« (1905), der einen interessanten Fall des Atavismus wirksam behandelt. R. hat auch einige Versuche der literarischen Kritik u. d. T.: »Figures et caractères« (1901) vereinigt. Vgl. P. Léautaud, Henri de R. (Par. 1904). – R. ist seit 1898 mit Marie de Heredia, der zweiten Tochter des Dichters, verheiratet, die unter dem Namen ihres mütterlichen Urahnen Gerard d'Houville die durch Stil und Leidenschaft hervorragenden Romane »L'Inconstante« (1904) und »Esclave« (1905) veröffentlichte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 716.
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