René

[800] René (Renatus) I. von Anjou, der Gute, Titularkönig von Neapel und Jerusalem, Herzog von Lothringen und Graf von Provence, geb. 16. Jan. 1409 in Angers, gest. 10. Juli 1480 in Aix, zweiter Sohn des Königs Ludwig II. von Neapel aus dem jüngern Haus Anjou, erhielt durch seine Vermählung mit Isabella, Tochter des Herzogs Karl II. von Lothringen, die Anwartschaft auf dieses Herzogtum, wurde aber nach dem Tode seines Schwiegervaters 1431 von dem ausgeschlossenen Agnaten Karls I., dem Grafen Anton von Vaudemont, bekämpft und fiel in der Schlacht bei Bulgnéville (2. Juli 1431) in die Gefangenschaft des mit Anton verbündeten Herzogs Philipp von Burgund. Auf Grund eines Vertrags vom 7. Febr. 1437 erhielt R. erst 1444 gegen ein riesiges Lösegeld (400,000 écus d'or) endgültig seine Freiheit. Inzwischen war ihm 1435 der Thron von Neapel durch den Tod der Königin Johanna II. zugefallen. R. landete 9. Mai 1438 in Neapel, mußte aber 1442 das Königreich seinem Gegner Alfons überlassen. Er kehrte in die Provence zurück, übergab 1445 Lothringen seinem Sohne Johann, Herzog von Kalabrien, und widmete sich den schönen Künsten sowie der Wiederbelebung der altprovenzalischen Poesie, in dem er die Dichtungen der Troubadoure sammelte und selbst zu dichten versuchte. Seine Schriften und Gedichte gab Quatrebarbes heraus (»Œuvres du roi R.«, Par. 1845–46, 4 Bde.). Vgl. Villeneuve-Bargemont, Histoire de R. d'Anjou (Par. 1825, 3 Bde.); Lecoy de la Marche, Le roi R., sa vie, son administration, etc. (das. 1875, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 800.
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