Rendsburg

[799] Rendsburg, Kreisstadt im preuß. Regbez. Schleswig, an der Eider, am Ausgangspunkt des alten Eiderkanals und am Kaiser Wilhelm- (Nordostsee-) Kanal (hier mit großen Hafenanlagen und 2 Eisenbahnbrücken), Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Neumünster-Wamdrup und Kiel-R. sowie der Kleinbahn R.-Hohenwestedt, früher Festung, 6 m ü. M., besteht aus der Altstadt und dem zu Anfang des 18. Jahrh. regelmäßig angelegten Neuwerk, hat zwei evang. Kirchen (die große gotische Marien- und die Christkirche), eine kath. Kirche, Synagoge, ein altertümliches Rathaus, eine schöne Stadthalle (mit Theater), ein Lornsen-Denkmal, einen Monumentalbrunnen (Gerhardsbrunnen) und (1905) mit der Garnison (2 Bataillone Infanterie Nr. 85, eine Abteilung Feldartillerie Nr. 45 und ein Trainbataillon Nr. 9) 15,577 Einw., davon 886 Katholiken und 47 Juden.

Wappen von Rendsburg.
Wappen von Rendsburg.

Die Industrie besteht in Fabrikation von chemischem Dünger u. Hartsteinen, mechanischer Weberei, Pianofortebau, Gerberei, Ausfuhrschlächterei, Branntweinbrennerei, Bierbrauerei etc., auch hat die Stadt Schiffswerften und Reparaturwerkstätten, Stahl-, Walz- und Kokswerke und ein Elektrizitätswerk. Der Handel wird unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle und die lebhafte Kanalschiffahrt. R. hat ein Gymnasium, ein Realgymnasium, Fachschulen für Tiefbau und Elektrotechnik (Elektra) und eine Strafanstalt und ist Sitz eines Amtsgerichts, einer Oberförsterei und des Stabes der 36. Infanteriebrigade. Nahebei die Karlshütte, Eisenhüttenwerk, zur Gemeinde Büdelsdorf gehörig. – Die Stadt R. ist aus einer Burg entstanden, die um 1100 die Dänen auf der Eiderinsel anlegten. Anfangs von den Dänen und den Holsteiner Grafen mehrfach umstritten, wurde R. 1290 Sitz einer Linie des Holsteiner Grafengeschlechts, die 1459 erlosch. Während des Dreißigjährigen Krieges[799] wurde R. 1627 von den Kaiserlichen, 1643 von den Schweden genommen; 1645 dagegen hielten es die Dänen trotz der vom 25. März bis 21. Aug. 1645 dauernden Belagerung durch die Schweden. Hier wurde 16. Dez. 1813 ein Waffenstillstand zwischen Dänemark und Schweden geschlossen. Nach der Einnahme durch die Schleswig-Holsteiner 3. April 1848 wurde R. Sitz der provisorischen Regierung und des Landtags. Am 9. Febr. 1851 besetzten die Dänen das Kronwerk und begannen 1852 nach dem Abzug der deutschen Bundestruppen die Schleifung der Festungswerke. Vgl. Warnstedt, R., eine holsteinische Stadt und Festung (Kiel 1850).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 799-800.
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