Fachschulen

[259] Fachschulen, im Unterschied von allgemeinen Schulen, sind Lehranstalten, welche die Ausbildung ihrer Schüler für ein einzelnes Berufsfach bezwecken, während die gewöhnlichen Schulen zwar nach den allgemeinen Lebensstufen und-Ständen abgestuft sind in Hochschulen (Universitäten), höhere Schulen (in Österreich und Süddeutschland Mittelschulen), Volksschulen, aber doch für den Lebenskreis, dem sie dienen, allgemeine Bildung der Jugend anstreben. F. oder Berufsschulen hat unser modernes Leben mit seiner weitgehenden Teilung der Arbeit in großer Zahl hervorgerufen. Es gibt Kriegs-, Kadetten- und Unteroffizierschulen, Lehrerschulen oder Seminare, Handelsschulen, Landwirtschaftsschulen, Seemannsschulen, Postschulen, Forstschulen u. a. Besonders zahlreich sind die F. in neuerer Zeit auf dem Gebiete des gewerblichen Lebens geworden. Man hat sich gewöhnt, den Gattungsbegriff F. fast ausschließlich auf diese Art zu beschränken, wozu die französische Bezeichnung gerade der gewerblichen F. als Spezialschulen (écoles spéciales, enseignement spécial) beigetragen hat (vgl. Gewerbliche Fachschulen). Analog den allgemeinen Schulanstalten verteilen sich auch die F. auf drei Stufen. Es gibt eine ganze Anzahl von Fachakademien oder sachlichen Hochschulen; zu ihnen gehören die Technischen Hochschulen oder eigentlich deren einzelne, verschiedenen Berufszweigen gewidmete Abteilungen; außerdem Forstakademien, Bergakademien, landwirtschaftliche, militärische Akademien, Tierarznei- oder Veterinärschulen, Kunstakademien und zwar für bildende Kunst, Musik etc., Handelsakademien etc. Der mittlern Stufe gehören außer den gewerblichen an: Kriegsschulen, Kadettenanstalten, Kunst- und Kunstgewerbeschulen, Lehrerseminare und ihre Vorschulen, Landwirtschafts- und Handelsschulen. Die niedere Stufe ist vorwiegend von den gewerblichen Schulen besetzt; doch gehören hierher auch Unteroffizier- und Unteroffiziervorschulen, landwirtschaftliche Winter- und Ackerbauschulen etc. Der allgemeinen [259] Bildung gegenüber verhalten die F. sich verschieden, indem sie diese, ihrer Stufe angemessen, teils als der Hauptsache nach schon erworben voraussetzen (sachliche Fortbildungsschulen), teils sich an allgemeine Schulen ergänzend anschließen, teils die allgemeine Bildung in einer den besondern beruflichen Interessen angepaßten Weise selbst vermitteln. Vgl. Holzmüller, Das technische Schulwesen (in Schmids »Geschichte der Erziehung«, Bd. 5, 3. Teil, Stuttg. 1902), woselbst reiche Literaturnachweise; Simon, Das gewerbliche Fortbildungs- und Fachschulwesen in Deutschland (Berl. 1903); »Deutschlands Fachschulwesen« (Steglitz-Berl. 1902–1903,3 Hefte); Poten, Geschichte des Militärerziehungs- und Bildungswesens (in den »Monumenta Germaniae paedagogica«, Berl. 1889–97, 5 Bde.). Weiteres s. im Artikel »Fortbildungsschulen«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 259-260.
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