Kriegsschulen

[678] Kriegsschulen, Militärschulen, die in manchen Staaten die weitere Fortbildung von Offizieren bezwecken, in andern, speziell in Deutschland, zur kriegswissenschaftlichen Ausbildung der Offiziersaspiranten zu Offizieren dienen. In Preußen wurden 1810 K. in Berlin, Königsberg und Breslau errichtet, 1816 fand eine Umwandlung in eine Allgemeine Kriegsschule (Kriegsakademie, s. d.) und in Brigadeschulen statt, die später als Divisionsschulen und dann wieder als K. bezeichnet und gleichzeitig gründlich umgestaltet wurden. Zurzeit bestehen K. in Anklam, Kassel, Danzig, Engers, Glogau, Hannover, Hersfeld, Metz, Neiße, Potsdam, München. Die 35wöchigen Kurse beginnen nach Bedarf im Januar, April, Juli oder Oktober. Die Schüler müssen erst sechs Monate Truppendienst getan und dürfen vor Beendigung des Kursus noch nicht das 25. Jahr erreicht haben. Vom Besuch der K. sind nur diejenigen befreit, die auf Grund eines vollgültigen Abiturientenzeugnisses mindestens ein Jahr auf einer deutschen Universität studiert haben; dieselben werden nach fünfmonatiger geregelter militärwissenschaftlicher Vorbereitung zur Offiziersprüfung zugelassen. Der Lehrplan der K. umfaßt Taktik, Heeresorganisation, Waffen- und Befestigungslehre, Feldkunde mit Aufnehmen, Militärgeschäftsstil, Dienstkenntnis, Exerzieren, Schießen, Turnen, Fechten, Reiten. Die Offiziersprüfung wird vor der Obermilitärprüfungskommission abgelegt. An der Spitze der Schule steht ein Stabsoffizier als Direktor, Hauptleute fungieren als Lehrer, Leutnants als Inspektionsoffiziere. Alle K., mit Ausnahme der bayrischen, stehen unter der Inspektion der K., diese unter der Generalinspektion des Militärerziehungs- und Bildungswesens. Die Selekta der Hauptkadettenanstalt in Lichterfelde hat die Organisation der K. Vgl. Brigade- und Divisionsschulen. Österreich, Frankreich, [678] Italien haben eine der deutschen Kriegsakademie (s. d.) entsprechende Kriegsschule (vgl. »Die k. und k. Kriegsschule 1852–1902«, Wien 1903). Über K. der andern Heere s. die betreffenden Länder (Abschnitt »Heerwesen«).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 678-679.
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