Reststrahlen

[826] Reststrahlen, Wärmestrahlen von großer Wellenlänge, die durch wiederholte Reflexion der von einer Lichtquelle ausgehenden Strahlen an verschiedenen Substanzen isoliert werden. Bei den Versuchen, die man unter der Annahme der Identität von elektrischen und Lichtwellen angestellt hat, um die große Lücke, die hinsichtlich der Größe der Wellenlängen zwischen diesen Strahlen besteht, auszufüllen, ist man einerseits zu elektrischen Wellen von nur wenigen Millimetern Länge vorgedrungen, anderseits hat auch das Lichtspektrum eine beträchtliche Erweiterung nach der ultraroten Seite hin erfahren. Da nur ein geringer Teil der von den glühenden Substanzen, die als Strahlungsquellen benutzt werden, ausgestrahlten Energie aus ultrarotem Licht besteht, muß eine Trennung von den andern Teilen des Spektrums durch Einschalten eines Prismas von Flußspat oder Steinsalz, bez. durch Verwendung eines Beugungsgitters herbeigeführt werden. Besser benutzt man den Umstand, daß verschiedene Substanzen für ultrarote Strahlen innerhalb eines ziemlich eng begrenzten Gebietes ein starkes Absorptions- und damit auch metallisches Reflexionsvermögen besitzen, während alle andern Strahlenarten nur in geringem Maße reflektiert werden. Läßt man z. B. Lichtstrahlen mehrfach an Flußspat, Glimmer, Quarz, Steinsalz, Sylvin reflektieren, so bleibt eine geringe Energiemenge übrig, die einem engen Bereich des Wärmespektrums angehört. Von den auf diese Weise erhaltenen R. besitzen diejenigen des Flußspats, Steinsalzes und Sylvius die Wellenlängen 24,4 μ, 51,2 μ u. 61,1 μ (1 μ = 0,001 mm). Vergleicht man diese mit den kürzesten bekannten elektrischen Wellen von etwa 4 mm sowie den ultravioletten Lichtwellen von etwa 0,1 a und rechnet nach Oktaven, so liegen die R. schon um 1–2 Oktaven näher an den elektrischen als an den ultravioletten Wellen. Mit zunehmender Wellenlänge schließen sich die R. in ihren Eigenschaften immer mehr an die elektrischen Wellen an. Beispielsweise sind die elektrischen Isolatoren Schwefelkohlenstoff und Benzol in 1 mm dicker Schicht für die Strahlen mit 50–60 a Wellenlänge fast vollkommen durchlässig, ebenso lassen auch Petroleum, Toluol, Xylol die Strahlen noch in hohem Betrage durch. Dagegen absorbieren Wasser, Alkohol und Äther die Strahlen vollständig.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 826.
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