Rückgratsspalte

[223] Rückgratsspalte (Spina bifida, griech. Hydrorhachis, Rhachischisis), angeborne Wasseransammlung im Wirbelkanal, die in der Regel den knöchernen Verschluß desselben hindert oder, wenn er zustande gekommen ist, durchbricht und so ein Klassen der Wirbelringe erzeugt, bei dem sich aus der Spalte ein geschlossener Sack hervordrängt. Die R. gehörte zu den häufigsten Mißbildungen und hat eine große Wichtigkeit, da bei einer Verwechselung mit andern Geschwülsten der Versuch ihrer operativen Entfernung meist den Tod nach sich zieht. Sie kommt an jeder Stelle der Wirbelsäule, überwiegend häufig jedoch in der Kreuz- und Steißbeingegend vor. Entweder ist sie Teilerscheinung großer allgemeiner Entwickelungsstörungen und deshalb gewöhnlicher Nebenbefund bei Mißgeburten aller Art, oder sie ist alleiniges Übel und beeinträchtigt als solches durchaus nicht die Lebensfähigkeit eines damit behafteten Neugebornen. Anatomisch ist zu unterscheiden eine R., bei der die Wasseransammlung im Zentralkanal des Rückenmarks stattgefunden hat (Hydromyelocele oder Myelocystocele), und eine R., bei welcher der Sack von den Rückenmarkshäuten gebildet wird (Hydromeningocele), wobei wiederum harte und weiche Rückenmarkshaut oder auch nur die letztere, die sich durch eine mangelhaft ausgebildete Stelle der erstern hindurchdrängt (Meningocele spinalis), beteiligt sein kann. Die Behandlung muß sich häufig darauf beschränken, die Geschwulst durch eine Hohlpelotte vor Druck zu schützen. Zuweilen ist durch eine Punktion die Flüssigkeit aus der Geschwulst zu entfernen; auch operativ wurde die R. behandelt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 223.
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