Sporen [2]

[775] Sporen, metallene Klammern am Hacken des Reiters, die in ihrer Verlängerung nach hinten, der Stange, ein mehr oder minder scharfes Rädchen tragen und als Straf- und Dressurmittel für Pferde dienen. Wie heutigestags der Sporn das Wahrzeichen des [775] Reiters ist, so galten im Mittelalter die goldenen S. als Symbol des Ritters, dem sie beim Ritterschlag unter besonderer Zeremonie verliehen wurden, und mit denen er auch ins Grab gelegt wurde. Abgabe der S. bedeutete Aufgeben der ritterlichen Machtfülle; ins Kloster tretende Ritter legten die S. auf den Altar nieder, Überwundene reichten dem Sieger den rechten Handschuh und den rechten Sporn. Bis zum 12. Jahrh. waren die S. meist kegelförmige Stacheln, und erst im 13. Jahrh. treten die Rädersporen allgemein auf und erreichten zuzeiten eine ungeheuerliche Größe. In einigen Gegenden Amerikas erreichen die Räder noch heute einen Durchmesser von 10 cm. Die Sporenstange war anfangs kurz, auch wohl leicht gebogen. Im 15. Jahrh. erscheint sie gerade und von außerordentlicher Länge. Heutzutage trägt man die S. an hohen Stiefeln angeschnallt (Anschnallsporen), am Absatz angeschlagen (Anschlagsporen) oder schnell abnehmbar durch eine Feder befestigt (Kastensporen). Vgl. Zschille und Forrer, Der Sporn in seiner Formentwickelung (Berl. 1891, mit 20 Tafeln).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 775-776.
Lizenz:
Faksimiles:
775 | 776
Kategorien: