Forrer

[772] Forrer, Ludwig, schweizer. Bundesrat, von Bäretswil, Kanton Zürich, geb. 9. Febr. 1845 zu Islikon im Thurgau, studierte 1863–67 Philologie und Rechtswissenschaft in Zürich, wurde daselbst 1867 Polizeileutnant und in der politischen Bewegung 1867 bis 1869 eines der Häupter der demokratischen Partei. 1868 Mitglied und erster Sekretär des Verfassungsrates, 1870–73 erster Staatsanwalt, ließ er sich 1873 als Advokat in Wintertur nieder. 1891 verteidigte er die Urheber des Septemberputsches im Tessin vor den eidgenössischen Assisen in Zürich. Seit 1870 Mitglied des Züricher Kantonsrates, dem er 1875,1881,1883 und 1898 präsidierte, gehörte er seit 1874 (mit Unterbrechung der Amtsdauer 1878–1881) auch dem schweizerischen Nationalrat an, dessen Präsident er 1893 war, und wurde einer der Führer der freisinnig-demokratischen Partei. 1889 veröffentlichte er im Auftrag des Bundesrats eine Denkschrift über die einzuführende staatliche Unfallversicherung und arbeitete hierauf das Bundesgesetz über die Kranken- und Unfallversicherung aus, das im Oktober 1899 von der Bundesversammlung einstimmig angenommen, aber in der Volksabstimmung vom 20. Mai 1900 verworfen wurde. Von der Universität Zürich 1894 wegen seiner Verdienste um die schweizerische Gesetzgebung zum Ehrendoktor, vom Bundesrat 1900 an Stelle des verstorbenen Droz zum Direktor des Zentralamtes für internationalen Eisenbahntransport ernannt, seit Frühjahr 1902 auch unbesoldeter Professor für Eisenbahnrecht an der Universität Bern, wurde er im Dezember 1902 an Hausers Stelle in den Bundesrat berufen und übernahm 1904 das Departement des Innern.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 772.
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