Tessin [1]

[433] Tessin (ital. Ticino, lat. Ticinus), ein Alpenfluß, der in Oberitalien den Po erreicht, hat seine größere Quelle an der Nufenen, die kleinere auf dem St. Gotthardpaß, die sich beide (die erstere das Val Bedretto, die andre das Val Tremola durchrauschend) bei Airolo (1179 m) vereinigen, strömt dann als kräftiger Bergstrom durch Livinen (Valle Leventina), durchbricht die wilde Felsschlucht des Dazio Grande (763 m), eine der wildschönsten Partien im Alpengebiet, und betritt bei Biasca (305 m), wo ihm der Brenno zufließt, das offenere und flachere Talgelände der Riviera. Von nun an langsamer fließend, spaltet er sich in viele Arme und legt Massen von Geschiebe ab. Nach Aufnahme der Moësa (232 m) neigt sich das Tal noch weniger, ist sehr breit und wenig höher als das Flußbett, so daß Überschwemmungen und Versumpfungen eintreten. Bei Magadino mündet der T. in den Lago Maggiore (197 m), den er bei Sesto Calende, schon auf italienischem Gebiet, als schiffbarer Fluß wieder verläßt. In südöstlicher Richtung fließt der T. weiter an Pavia vorüber und mündet unterhalb dieser Stadt in den Po. Die Gesamtlänge des Wasserlaufs beträgt 248 km, wovon auf Schweizer Gebiet 80 km und auf den Lago Maggiore 64 km entfallen. Um den Überschwemmungen im Frühjahr, besonders in seinem obern Laufe, vorzubeugen, wird seit 1888 eine Korrektion des Flußbettes unterhalb Bellinzona bis zum Lago Maggiore ausgeführt. Bei Sesto Calende zweigt ein Kanal (50 km lang, 12 m breit) nach Mailand ab.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 433.
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