Thomaschristen

[495] Thomaschristen nennt man die ihren Ursprung auf den Apostel Thomas (s. d.) zurückführenden Christen an der Malabarküste von Ostindien. Sie werden zuerst um die Mitte des 6. Jahrh. erwähnt und bekannten sich bis gegen Ende des 16. Jahrh. zum nestorianischen Christentum (s. Nestorianer). 1599 wurde ein Teil von ihnen mit Rom uniert. Doch kam es unter den Unierten 1653 zu einem Schisma, das der Patriarch der Jakobiten (s. d. 1) benutzte, um seinen Einfluß geltend zu machen. Gegenwärtig zählt man 108,000 unierte T., amtlich »Katholiken des syrisch-malabarischen Ritus« (s. Unierte orientalische Kirchen) genannt, in zwei apostolischen Vikariaten. Die nichtunierten T. (Suriani), etwa 70,000, leben unter einheimischen Bischöfen im Gebiete des Radscha von Travancore. Mit der nestorianischen Kirche haben sie keine Verbindung mehr. Auch der Einfluß der Jakobiten ist gering. Vgl. Germann, Die Kirche der T. (Gütersloh 1877); Rae, The Syrian church in India (Lond. 1892); Silbernagl, Verfassung und gegenwärtiger Bestand sämtlicher Kirchen des Orients (2. Aufl., hrsg. von Schnitzer, Regensb. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 495.
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