Unierte orientalische Kirchen

[918] Unierte orientalische Kirchen (Ritus orientalis) heißen diejenigen Gemeinden, Bistümer und Patriarchate im Orient, die sich mit Beibehaltung ihrer alten Kirchenverfassung, ihrer Sprache beim Gottesdienst, ihrer rituellen Gebräuche, aber mit Annahme der Lehre, daß der Heilige Geist auch vom Sohn ausgehe, der Lehren vom Fegfeuer und vom Primat des Papstes mit der römischen Kirche wieder vereinigt haben. Sie werden amtlich nach den Formen ihrer Liturgie (nicht nach der Kultsprache) in fünf Riten unterschieden, nämlich: 1) Ritus Armeniacus (etwa 150,000, Patriarch in Konstantinopel, s. Armenische Kirche) in der Türkei, Galizien (Metropole Lemberg), Rußland, Persien und Ägypten; 2) Ritus Copticus (12–13,000 Seelen, lateinisch-koptischer Patriarch in Alexandria); 3) Ritus Aethiopicus (abessinischer Ritus, 2–3000 Seelen, ohne eigne Hierarchie); 4) Ritus Graecus etwa 5 Mill. Seelen, mit 5 Unterabteilungen, nämlich dem reinen griechischen Ritus (wenig zahlreich) in der Türkei, Kleinasien, Griechenland, Süditalien und Sizilien; dem griechisch-rumänischen Ritus (etwa 1 Mill.) in Siebenbürgen (Metropole Fogarasch), Ostungarn, Nordwestserbien und Rumänien; dem griechisch-ruthenischen Ritus (etwa 31/2 Mill.) mit altslawischer Kirchensprache in Galizien, Nordungarn und Kroatien (s. Ruthenen); dem griechisch-bulgarischen Ritus (etwa 13,000) mit altslawischer Kirchensprache in Mazedonien und Thrakien; dem griechisch-melchitischen Ritus (etwa 114,000) mit arabischer Kirchensprache in Syrien, Patriarch in Antiochien; 5) Ritus Syriacus mit vier Unterabteilungen, dem reinen syrischen (etwa 35,000, Patriarch in Antiochien), dem syrisch-maronitischen (etwa 300,000, Patriarch in Antiochien, s. Maroniten), dem syrisch-chaldäischen (etwa 30,000, Patriarch in Babylon) und dem syrisch-malabarischen Ritus (etwa 200,000, s. Thomaschristen).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 918.
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