Timäos

[556] Timäos, 1) pythagoreischer Philosoph aus Lokri, von dem der die Naturphilosophie behandelnde Dialog Platons den Namen führt, lebte gegen 400 v. Chr. und bekleidete in seiner Vaterstadt die höchsten Ehrenstellen. Die ihm beigelegte, aber unechte Schrift »Von der Weltseele« wurde (außer in den Ausgaben des Platon von Bekker, Hermann etc.) von Gelder (Leid. 1836) herausgegeben, übersetzt von C. C. G. Schmidt (Leipz. 1835). Vgl. Anton, De origine libelli etc. (Naumb. 1891).

2) Griech. Geschichtschreiber, aus Tauromenium in Sizilien, geb. um 345 v. Chr., lebte 50 Jahre als Verbannter in Athen, mit der Abfassung seines Geschichtswerkes beschäftigt. Im hohen Alter in die Heimat zurückgerufen, starb er 96 Jahre alt. Seine dem Hauptinhalt nach betitelten »Sikelika« in 38 Büchern behandelten die Geschicke der italischen und sizilischen Griechen seit den ältesten Zeiten; mit der Fortsetzung »Geschichte der Kriege des Pyrrhos« reichte das Ganze bis 264. Das Werk beruhte auf einem mit Riesenfleiß zusammengetragenen, zum Teil auf eignen Reisen an Ort und Stelle gesammelten Material; es wurde trotz der ungünstigen Kritik des Polybios bei den Römern, die z. B. die Äneas- und Didosage aus T. schöpften, sehr beliebt. Durch T. ist die Olympiadenrechnung bei den griechischen Historikern allgemein gangbar geworden. Sammlung der Bruchstücke bei Müller, »Historicorum graecorum fragmenta« (Bd. 1, Par. 1841). Vgl. Clasen, Historisch-kritische Untersuchungen über T. (Kiel 1883); Geffken, Timäos' Geographie des Westens (Berl. 1892).

3) Griech. Grammatiker, verfaßte im 3. Jahrh. n. Chr. ein Platonisches Glossar, wovon noch ein Teil vorhanden ist (hrsg. von Ruhnken, Leid. 1789; wiederholt von Koch, 2. Aufl., Leipz. 1833).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 556.
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