Titān [3]

[575] Titān Ti, Metall, findet sich mit Sauerstoff verbunden als Rutil, Anatas und Brookit, welche drei Mineralien aus Titansäureanhydrid bestehen, aber ungleiche Kristallgestalt besitzen, ferner in Form von Titansäuresalzen (Titanaten), als titansaures Eisenoxydul mit Eisenoxyd im Titaneisenerz, als titansaurer Kalk im Perowskit, als titansaurer Kalk mit kieselsaurem Kalk im Titanit, in geringer Menge in vielen Silikaten, in den meisten Eisenerzen, im Basalt und andern Felsarten, in der Ackererde und in Meteorsteinen. Aus Fluortitankalium durch Schmelzen mit Natrium und Zink abgeschieden, bildet T. ein dunkelgraues, schwer schmelzbares Pulver, das beim Erhitzen an der Luft mit großem Glanz verbrennt, sich leicht in erwärmter Salzsäure löst und sich bei hoher Temperatur mit Stickstoff zu Stickstofftitan TiN verbindet. Eine Verbindung von Stickstofftitan mit Cyantitan Ti10C2N8 findet sich in roten, metallglänzenden Würfeln in Spalten von Eisenhochöfen und in den Eisensauen. Titankarbid TiC findet sich in stahlgrauen kleinen Würfeln im Gußeisen. Titansilicium ist hart wie Diamant. Das Atomgewicht des Titans ist 48,1. Beim Glühen von titansaurem Zinnoxydul mit Kieselsäure oder von Titansäure in Chlorwasserstoff entsteht weißes unschmelzbares Titandioxyd (Titansäureanhydrid) TiO2, das in den drei Formen, in denen es in der Natur vorkommt, dargestellt werden kann und beim Glühen in Wasserstoff alaunbildendes Titansesquioxyd Ti2O3 liefert. Titansäure Ti(OH)4 ist farblos, amorph, leicht löslich in verdünnten Säuren, verwandelt sich beim Kochen in Metatitansäure TiO(OH)2. Sie bildet auch wie Kieselsäure Polysäuren. Ihre Lösungen färben sich mit Wasserstoffsuperoxyd orange, mit hydroschwefliger Säure rotviolett, mit Chromotropsäure tiefrot. Ihre Salze sind meist in Wasser unlöslich. Titantetrachlorid TiCl4, durch Erhitzen von Rutil mit Kohle in Chlor erhalten, ist eine farblose, an der Luft rauchende Flüssigkeit vom spez. Gew. 1,76, siedet bei 136°, erstarrt bei -23°, gibt mit Wasser Titansäure und Salzsäure. Titantrichlorid TiCl3 bildet dunkelviolette Kristalle und wird als starkes Reduktionsmittel in der Maßanalyse benutzt. Man verwendet Titanverbindungen in der Porzellanmalerei, gerbsaures T. in der Aquarellmalerei, Titanchlorid und Titansäure als Beize in der Färberei, besonders zum Färben des Leders, und hat auch versucht, Stahl (Mushets Spezialstahl) durch geringen Zusatz von T. (Titanstahl) zu verbessern. T. wurde 1789 von Gregor im Titaneisenerz und 1795 von Klaproth im Rutil entdeckt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 575.
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