Walther von Aquitanien

[358] Walther von Aquitanien, Held einer germanischen Sage, deren vollständige Darstellung wir nur in einer lateinischen, aus dem Anfang des 10. Jahrh. herrührenden DichtungWaltharius manufortis«) von Ekkehart I. besitzen. Sie behandelt in einer selbst unter dem fremden Gewand noch erkennbaren Kraft und Frische die Geschichte Walthers von Aquitanien, wie dieser den furchtbaren Kampf mit dem Burgunderkönig Gunthari und dessen Mannen an einem Engpaß der Vogesen, durch den die alte Völkerstraße führte, siegreich bestand. Zwölf Kämpfer werden gegen den Helden aufgestellt, um ihm die aus dem Hunnenland davongeführten Schätze und seine Verlobte, die mit ihm aus der Geiselschaft bei Attila entflohene Hildegund, zu rauben. Jeder dieser zwölf Einzelkämpfe endet mit Walthers Sieg, aber jeder wird mit eigentümlichen Zügen und Farben ausgestattet. Über die Ausgaben und Übersetzungen des Gedichts s. Ekkehart 1). Außerdem besitzen wir Bruchstücke einer angelsächsischen Dichtung und ebensolche einer mittelhochdeutschen, in modifizierter Nibelungenstrophe verfaßten Dichtung aus dem 13. Jahrh. Auch in polnischen Quellen wird die Sage, freilich in ziemlich stark abweichender Gestalt, berichtet. Vgl. Heinzel, Über die Walthersage (Wien 1888); Schweitzer, De poemate latino Walthario (Par. 1889); Knoop, Die deutsche Walthersage und die polnische Sage von Walther und Helgunde (Pos. 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 358.
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