Wasserkrebs

[412] Wasserkrebs (Noma, Wangen-, Lippenbrand), eine Form des Brandes, der die Schleimhaut der Wangen- und Nasengegend (selten andre Schleimhäute, wie die der Genitalien) befällt und oft kolossale Zerstörungen anrichtet, wird meist bei ältern Kindern beobachtet, die bei unzureichender oder verdorbener Kost, in schlechten Wohnungen elend und kachektisch geworden sind, oder nach schweren Krankheiten, am häufigsten nach Masern und Scharlach. In den seltenen Fällen, wo der W. in Genesung ausgeht, werden die brandigen Massen abgestoßen, das Geschwür reinigt sich und vernarbt. Oft bleiben Verwachsungen im Mund und die furchtbarsten Entstellungen des Gesichts zurück. Während sich, meist ohne Schmerzen, der Brand auf der innern Wangenfläche zu entwickeln beginnt, schwellen Wange und Lippen an, und die teigige Geschwulst breitet sich über die benachbarte Gegend aus. In der Regel am fünften oder sechsten Krankheitstag zeigt sich der Brand in meist scharf umschriebenen schwarzen Flecken, unter Auftreten eines entsetzlichen, durch Antiseptika nur unvollkommen zu beseitigenden Gestanks, auch äußerlich am Gesicht und schreitet schnell nach allen Richtungen hin vorwärts. Unter fortschreitender Erschöpfung tritt schließlich der Tod ein. Die Behandlung kann nur von energischer Ätzung, event. mit dem Glüheisen, Heil erhoffen, daneben ist für Erhaltung und Hebung der Kräfte durch geeignete Ernährung und Reizmittel zu sorgen. Übersteht ein Kind den W., so können plastische Operationen zur Deckung entstandener Gesichtsdefekte in Frage kommen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 412.
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