Windrose

[669] Windrose, die unter der Magnetnadel eines Kompasses auf einer Kreisscheibe angebrachte Zeichnung der verschiedenen Himmelsrichtungen. Auf dem äußern Rande der Scheibe pflegt die gewöhnliche Einteilung in 360° aufgetragen zu sein; innerhalb ist der Umfang des Kreises in 32 Abteilungen (Striche) von je 111/4° eingeteilt. Die Benennung dieser 32 Abteilungen ist aus den Namen der vier Hauptrichtungen N. O., S., W. zusammengesetzt; dieses Verfahren entstand zur Zeit Karls d. Gr., vielleicht sogar durch ihn selbst. Zwischen diesen vier Hauptrichtungen liegen in der Mitte die vier Richtungen NO., SO. SW. und NW., und zwischen diesen und den Hauptrichtungen die acht Richtungen NNO., ONO., OSO., SSO., SSW., WSW., WNW. und NNW. Meist genügt es, die Himmelsgegend nach einer dieser 16 Richtungen anzugeben; doch werden zuweilen, namentlich im Seewesen, die Winkel noch einmal halbiert und dadurch der Kreisumfang in 32 gleiche Abschnitte geteilt. Die Bezeichnung findet dann in der Art statt, daß man z. B. die Teile in dem Quadranten zwischen N. und O. der Reihe nach nennt: Nord, Nord gen Ost; Nord Nord Ost; Nord Ost gen Nord; Nord Ost; Nord Ost gen Ost; Ost Nord Ost; Ost gen Nord; Ost. Abbildung einer W. s. Kompaß, S. 341, und Tafel »Nautische Instrumente II«, Fig. 1. – In übertragener Bedeutung benutzt man Windrosen, um den Zusammenhang zwischen der Windrichtung eines Ortes und den übrigen meteorologischen Elementen anzugeben. Dazu ordnet man für einen bestimmten Zeitraum die Werte der Temperatur, der Feuchtigkeit, des Luftdrucks, der Bewölkung oder der Regenmenge etc. nach den gleichzeitigen Windrichtungen und berechnet die Mittelwerte der verschiedenen Elemente, die den einzelnen Windrichtungen entsprechen. Diese Zahlenreihen, aus denen ersichtlich ist, welche Temperatur, Feuchtigkeit etc. bei einer bestimmten Windrichtung durchschnittlich vorhanden ist, und durch die daher der klimatische Charakter der verschiedenen Winde an einem bestimmten Ort angegeben wird, führen auch den Namen Windrosen, und zwar unterscheidet man je nach dem meteorologischen Element, das dabei berücksichtigt ist, Windrosen für die Temperatur (thermische W.), für den Dampfdruck (atmische W.), für den Luftdruck (barische W.), für die Bewölkung (nephische W.), für die Häufigkeit der Winde (die anemonische W.), für die Windstärke (dynamische W.) etc. Graphisch. stellt man solche Windrosen dar, indem man auf den Strahlen einer 8- oder 16strahligen W. in beliebiger Maßeinheit die zugehörigen Häufigkeitswerte aufträgt und die Endpunkte untereinander verbindet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 669.
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