Péan, Jules

Péan, Jules
Péan, Jules

[1265] Péan, Jules, der berühmte Gynäkochirurg in Paris, als Sohn einfacher Bauersleute 1830 zu Châteaudun (Eure-et-Loir) geb., studierte von 1849 an in Paris, wurde 1860 Doktor mit der These: »De la scapulalgie, et de la résection scapulo-huméraire«, wurde in demselben Jahre Prosektor der Fakultät, 1865 Chirurg des Bureau central, 1866 des Hôp. des Enfants assistés, 1867 der Lourcine, 1872 in Saint-Antoine und in Saint-Louis, wo er segensreich bis zu seinem 1892 erfolgten Rücktritt wirkte. Darauf baute er sich auf eigene Kosten ein glänzend eingerichtetes Krankenhaus, das Hôpital International, in welchem er bis 14 Tage vor seinem Tode thätig war.[1265] P., der 30. Jan. 1898 gest. ist, war nie akad. Lehrer, gehört aber trotzdem zu den geschichtl.-med. Grössen. Er war ein Meister in der Chirurgie, vor allem auf dem Gebiet der Bauchoperationen, die er in Frankreich und auf dem europäischen Kontinent einführte. Als erster in Paris machte P. 1864 die bisher nur von Spencer Wells und von Amerikanern erfolgreich geübte Ovariotomie, die auch von Nélaton vorher schon versucht, aber wegen zahlreicher Misserfolge aufgegeben war, von P. jedoch, besonders nach dem Bekanntwerden der Lister'schen Antisepsis, mit der grössten Kühnheit und Meisterschaft vollzogen wurde. Weitere Verdienste erwarb sich P. durch die von ihm bis zur hohen Stufe der Ausbildung gebrachte »Forcipressur«, die Methode der Blutstillung durch Fassen und Zuklemmen der offenen Gefässe, zu welchem Zweck er die nach ihm benannten Arterienpinzetten konstruierte. P. erweiterte die Gynäkochirurgie ferner durch das Morcellement des Uterus, mit Hilfe dessen die Möglichkeit gegeben wurde, grosse Uterustumoren an Ort und Stelle zu zerstückeln und per vias naturales zu entfernen. Endlich hat P. eine besondere Berühmtheit infolge seiner Empfehlung der vaginalen Exstirpation des Uterus nebst Adnexen erlangt, eine Methode, für die er gegen heftige Anfeindungen energisch eintrat und siegreiche Bahn schaffte und mit Hilfe deren er das Gebiet der Laparotomie wesentlich einengte. Von den Publikationen P.'s[1266] zitieren wir: »L'ovariotomie peut-elle être faite à Paris avec des chances favorables de succès? Observations pour servir à la solution de cette question« (1867), ferner: »Hystérotomie. De l'ablation totale ou partielle de l'utérus par la gastrotomie etc.« (1873) – »De la forcipressure ou de l'application des pinces à l'hématostasie chirurgicale« (1874) – »Du pincement des vaisseaux comme moyen d'hémostase« (1875) – »Leçons de clin. chir. professés à l'hôp. Saint-Louis« (1874, 75; 2 voll., 1876, 77, av. pl.). Von den 4 Bdn. der ganz umgearbeiteten Nélaton'schen »Élements de pathol. chir.« (1872) hat er 3 redigiert.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1265-1267.
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