Afghanische Sprache

[156] Afghanische Sprache (bei den Afghanen Puchto, bei den Persern Puschtu); in OPersien von den Afghanen u. zum Theil auch von den Beludschen gesprochen, gehört zu dem indogermanischen Stamme u. hat viel mit dem Persischen u. den aus dem Sanskrit entstandenen neueren indischen Sprachen gemein, hat aber durch den Islam viele arabische Wörter erhalten. Es zerfällt in einen östlichen u. westlichen Dialekt. Die Schrift ist die arabische, mit einigen Modificationen für die dort fehlenden Laute. Das Nomen zeichnet sich durch reiche Abwechselung der Casus aus, die zugleich durch Afformative u. Präpositionen ausgedrückt werden. Die Unterscheidung des Geschlechts geschieht häufiger als im Persischen, aber das Neutrum ist untergegangen. Eine doppelte Pluralbildung dient zur Unterscheidung von Sachen od. Namen nach Werth u. Stand. Im Verbum sind 4 Präterita, ein Präsens, ein einfaches Futurum; für das Perfectum findet sich ein Subjunctiv. Das Passivum bildet sich durch das Hülfszeitwort aus dem Participium Präter. Durch eine leichte Formänderung entsteht das Causale. In der Conjugation schließt das A. sich mehr der neuindischen Sprache an. Der Satzbau zeichnet sich durch dieselbe Freiheit u. Eigenthümlichkeit wie in allen indogermanischen Sprachen aus; das Verbum steht wo möglich immer am Ende des Satzes. Von einer Literatur, außer einigen Volksliedern, ist nichts bekannt. Eine englische Übersetzung des N. T. erschien 1818 zu Serampore; zuerst gab Elphinstone in seinem Kabul eine Anzahl Wörter; Klaproth schrieb einen Aufsatz über dasselbe, Petersb. 1810; ausführlicher Ewald im 2. Bde. der Zeitschrift für Kunde des Morgenlandes.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 156.
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