Ariadne [1]

[703] Ariadne, 1) Tochter des Minos u. der Pasiphaë. Als Theseus unter den Opfern für den Minotauros nach Kreta kam, verliebte sich A. in ihn u. zeigte ihm, wie er den Minotauros tödten u. durch einen gegebenen Fadenknäul aus dem Labyrinth entkommen könnte. Sie floh darauf mit Theseus, wurde aber auf der Insel Naxos von ihm verlassen. Hier wurde sie von Artemis mit Pfeilen getödtet; nach einer andern Sage fand Bakchos auf der Rückkehr von seinem Zuge nach Indien die Verlassene hier, vermählte sich mit ihr u. versetzte ihren Brautkranz unter die Sterne. Nach ihr wurde auch eine Quelle auf Naxos genannt. Deshalb wurden auf Naxos ihr 2 Feste, Ariadnēa, das 1. (der Verlassenen) unter Trauer, das 2. (der Braut des Bakchos) mit Jubel gefeiert. Letztere Sage ward von den Künstlern später mehrfach dramatisch u. musikalisch (A. auf Naxos, von Benda) behandelt. In neuerer Zeit hat diesen Mythus Dannecker in seiner A., welche auf dem Leoparden sitzt, im Bethmannschen Garten in Frankfurt a. M. aufgefaßt. Den Eingeweihten in die Mysterien war sie ein Bild der Unsterblichkeit. 2) A., Tochter des byzantinischen Kaisers Leo I., Braut des Ardabur; nach dessen Ermordung an den Kaiser Zeno Isaurikos verheirathet, schenkte nach dessen Tode dem Anastasios Hand u. Thron.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 703.
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