Besessene

[672] Besessene (Dämonische, Daemoniaci), Menschen, welche nach den Vorstellungen der Juden einen od. mehrere böse Geister (Dämon) in sich hatten, welche sie mit einer körperlichen od. geistigen Krankheit, mit Melancholie, Epilepsie, Tobsucht, Wahnsinn plagten. Es gab Beschwörer, welche diese Geister austrieben, u. auch Jesus wußte solche Kranke durch die Kraft seines Wortes u. Geistes zu heilen. Farmer (Versuch über die dämonischen Leute, aus dem Englischen 1776) u. Semler (De daemoniacis, 1779) haben diese Krankheiten zuerst aus natürlichen Ursachen abgeleitet. Die B-n sinb Kranke, welche an Epilepsie, Veitstanz, Geisteskrankheit, Mondsucht (daher Lunatici) leiden. Ganz neuerlich hat man wieder versucht, in den B-n, vorzüglich Geisteskranken u. Mondsüchtigen, die Einwirkung böser Geister zu sehen. J. Kerner, Geschichte B-r neurer Zeit, Karlsr. 1834; Graf Ranzau, Briefe über die Geschichte B-r von J. Kerner, Heidelb. 1836. Der Gegensatz von Besessenheit ist Begeisterung od. Enthusiasmus (s. b.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 672.
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