Eratosthĕnes

[811] Eratosthĕnes, 1) einer der 30 Tyrannen in Athen, war ein Anhänger des milderen Theramenes u. blieb, als die anderen nach Eleusis flohen, in Athen; obgleich durch das Amnestiedecret geschützt, wurde er doch von Lysias als Mitschuldiger an dem Tode seines Bruders Polemarchos mit einem Criminalproceß verfolgt. 2) E. aus Kyrene, geb. 275 v. Chr.; hörte in Alexandrien den Kallimachos u. Lysanias, dann in Athen den Aristo, Arkesilaos u. A. u. war seit 236 Aufseher über die Alexandrinische Bibliothek; er war fast in allen Fächern des Wissens bewandert (doch in keinem vollkommen, daher Beta genannt), weshalb er auch zuerst den Namen eines [811] Grammatikers u. Philologen geführt haben soll; sein Hauptsach war Alterthumskunde, Geographie (er war der erste systematische Geograph unter allen Griechen), Mathematik u. Astronomie. Er veranstaltete zuerst eine Messung der Erde u. entwarf eine neue berichtigte Karte, fertigte auch einen Sternkatalog. Er st. 194 v. Chr. eines freiwilligen Hungertodes, weil Augenschwäche ihn am Lesen hinderte. Eine von ihm angegebene Methode, die Primzahlen von den übrigen auszusondern, führt den Namen: Sieb des E. Er schr.: Τεωγραφικά, nur noch Fragm. erhalten u. herausgegeben von Seidel (Gött. 1789), von Bernhardy (Berl. 1822); Καταστερισμοί (Erklärungen der Sternbilder), herausgegeben von Fell, Oxf. 1672; in Gales O pusc. mythol., Amst. 1688, von Schaubach, Gött. 1795; Über die Verdoppelung des Würfels, vgl. Reimer, Hist. problematis de cubi duplicatione, Gött. 1798; Dresler, Eratosthenes von der Verdoppelung des Würfels, Wiesb. 1828. 3) E. Scholasticus, späterer Dichter aus unbekannter Zeit; 4 Epigramme von ihm in der griechischen Anthologie.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 811-812.
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